Hermann Weinbuch verabschiedet sich als Cheftrainer der Nordischen Kombination
Als Österreichs Alpin-Legende Hermann Maier einst tollkühn die Pisten hinunterdonnerte, da kreierten die Medien in der Alpenrepublik schnell einen Titel für ihren Helden: Herminator. Das Ganze in Anlehnung an seinen Landsmann Arnold Schwarzenegger, der als Terminator Filmgeschichte schrieb. Was an Maier damals außergewöhnlich war: Er hat seinen Sport, seine Disziplinen verändert hinterlassen. Zu gut war er, zu oft zu weit weg von allen anderen: Dann beginnt die Konkurrenz, sich immer grundsätzlicher zu hinterfragen, und beginnt damit auch wieder aufzuholen.
Zu Hermann Maiers Glanzzeit erreichte Hermann Weinbuch als Trainer gerade erste Erfolge mit Deutschlands Nordischen Kombinierern. Hermann Weinbuch, als Aktiver selbst einer der ganz Großen in seiner Sportart, dekoriert mit drei Weltmeistertiteln und einer Bronzemedaille beim Heimauftritt 1987 in Oberstdorf, erster Winterzweikämpfer, der die Phalanx der Norweger durchbrechen und sich den Gesamtweltcup angeln konnte, coachte ab 1996 die deutsche Kombinierer-Nationalmannschaft.

Mit Weinbuch zurück in die Erfolgsspur
Die Nordische Kombination made in Germany war eigentlich seit Jahr und Tag ein Erfolgsmodell. Ob Georg Thoma oder Franz Keller, Uli Wehling, Konrad Winkler, ob Urban Hettich, Hans Peter Pohl, Thomas Müller oder eben Weinbuch – die Liste der Champions ist lang. Allerdings: Nach der Wiedervereinigung gab es einen Bruch. Zwar holte das Team 1993 bei der WM in Falun mit Bronze die überhaupt einzige Plakette für den DSV – die guten Zeiten aber gehörten der Vergangenheit an. Was folgte, waren diverse Trainerwechsel, ehe 1996 der Sohn des DSV-Generalsekretärs, Helmut Weinbuch, das Amt übernahm. Nicht ohne Kritik, galt Hermann einigen Kollegen doch als „zu weich“.
Die Nordische Kombination made in Germany war eigentlich seit Jahr und Tag ein Erfolgsmodell. Ob Georg Thoma oder Franz Keller, Uli Wehling, Konrad Winkler, ob Urban Hettich, Hans Peter Pohl, Thomas Müller oder eben Weinbuch – die Liste der Champions ist lang. Allerdings – nach der Wiedervereinigung gab es einen Bruch. Zwar holte das Team 1993 bei der WM in Falun mit Bronze die überhaupt einzige Plakette für den DSV – die guten Zeiten aber gehörten der Vergangenheit an. Was folgte waren diverse Trainerwechsel ehe 1996 der Sohn des DSV-Generalsekretärs, Helmut Weinbuch, das Amt übernahm. Nicht ohne Kritik, galt Hermann einigen Kollegen doch als „zu weich“.

Was damals noch keiner ahnte – die Inthronisierung des Bayern auf dem Cheftrainersessel war ein Glücksgriff! Denn nach einer gewissen Anlaufzeit und, zugegebenermaßen, auch ordentlich ausgestattet mit Möglichkeiten der Nachwuchsförderung und Talentsichtung, zeigte die Arbeit des neuen Bundestrainers erste Erfolge.
Keine WM ohne deutsche Medaillen – gilt auch für Olympische Spiele
Der erste ganz große Triumpf gelang 2001 bei der WM in Lahti, nicht etwa durch den hochtalentierten Ronny Ackermann, sondern durch seinen Thüringer Landsmann Marco Baacke. Baacke ließ den Trainer aber auch erkennen, wie nah Freud und Leid im Sport beeinander liegen, denn der Weltmeister verletzte sich im folgenden Sommer bei einem Trainingssturz so schwer, dass er seine Karriere beenden musste. Aber Ackermann wurde zum Star, in seinem Schatten sorgten Männer wie Björn Kircheisen oder Tino Edelmann, Sebastian Haseney oder Georg Hettich für ein starkes Team, und ausgerechnet Hettich – sonst immer ein bisschen im Schatten der Sachsen und Thüringer stehend – schaffte mit seinen zwei Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen in Turin 2006 den bis dahin größten Erfolg; auch für seinen Trainer.
Es wäre müßig, die vielen guten und sehr guten Nordischen Kombinierer des Deutschen Skiverbandes aufzuzählen, die unter Hermann Weinbuch Erfolge feiern konnten, sein größter Star aber war (und ist) Eric Frenzel, der Kombinations-König, der fast ein Jahrzehnt lang für überragende Erfolge sorgte und im Spätherbst seiner Laufbahn bei der WM in Planica seine 18. WM-Medaille einheimste. Weil ihm der Trainer das Vertrauen geschenkt und ihn für die Mannschaft aufgeboten hatte. Gleiches galt für Johannes Rydzek, dessen vier Titel bei der WM in Lahti 2017 ebenso zu den Sternstunden der Sportart zählt.



Schluss mit 62 – dieses mal endgültig
Mehrfach schon hat Hermann Weinbuch sein Amt niederlegen wollen. Mehrfach schon konnte man den Mann aus dem östlichen Zipfel Oberbayerns zum Weitermachen überreden. Aber jetzt macht der Trainer-Überflieger wirklich Schluss. Im März wird er 63 Jahre alt, seit 27 Jahren war Weinbuch Bundestrainer. Nun sollen es Andere richten, Jüngere. Er wolle damit auch neue Reize setzen und sei glücklich, dass seine Jungs ihm über Generationen hinweg immer so bedingungslos gefolgt seien.
Retter der Disziplin
Der Nordischen Kombination will Hermann Weinbuch aber erhalten bleiben, möglicherweise auf der internationalen Bühne. Dort hatte Helmut, sein Vater, in einer kritischen Phase mit revolutionären Neuerungen, beispielsweise der Einführung der Gundersen-Methode beim Langlauf, einst für den Fortbestand der Disziplin im internationalen Skikalender gesorgt. Aktuell droht der Nordischen Kombination wieder das Aus. Die Olympischen Spiele in Mailand 2026 werden ohne Kombiniererinnen stattfinden, auch den Herren droht das Schicksal ab 2030 aus dem Programm gestrichen zu werden.
Das zu verhindern, wäre das nicht der Job, den einer wie Hermann Weinbuch verrichten kann: Einer, der um die Bedeutung der Nordischen Kombination im Skikanon weiß, der in der Teamverantwortung immer das Miteinander aller Beteiligten ins Zentrum gerückt, der seine Arbeitsansätze und -methoden immer wieder hinterfragt hat, dessen Entwicklungsstrategien immer gegriffen haben.
Wie Hermann Maier auch, hat sich Hermann Weinbuch um seinen Sport verdient gemacht! Weinbuch und seine Teams waren über Jahrzehnte allen Neuerungen gewachsen, sie haben selbst neue Standards gesetzt. Was für ein Ritt: Als Aktiver und Trainer hat Hermann Weinbuch nun satt 40 Weltcupjahre auf dem Buckel. Mit bis zu 280 Reisetagen jedes Jahr – Zeit sich zu verneigen!
