Deutschlands Biathleten im Jahre Eins nach Laura Dahlmeier – Nordischer Skisport mit Zwischenjahr – Antholz, Vierschanzentournee und Skiflug-WM sind die Höhepunkte der Wintersaison 2019/20
Alles war wie immer, aber doch irgendwie anders: Laura Dahlmeier stand wie so oft in den letzten Jahren im Mittelpunkt des ARD-Sportschau-Berichtes, aber diesmal eben nicht auf Ski und mit Gewehr, sondern als Leichtathletin. Acht Monate nach ihrem Biathlon-Karriereende trat die Ausnahmeathletin bei der Berglauf-WM an – und musste prompt wieder in den Schnee. Denn in Patagonien ging es nicht nur über Stock und Stein, sondern auch – kurz vor dem Ziel – über ein Schneefeld. Dahlmeier wurde 27. und war nach ihrem Ausflug in den Süden Argentiniens mit sich und der Welt im Reinen. Einmal noch wird die 26-jährige als Biathletin zu erleben sein, im Dezember beim „Biathlon auf Schalke“, wenn das große Abschiedsrennen ansteht.
Das Jahr Eins im Biathlon nach Dahlmeier
Dem DSV-Biathlon-Team fehlt also künftig die bisherige Vorzeige-Sportlerin, der Medaillengarant der letzten Jahre, aber auch der Schutzschild. Denn im Schatten der Bayerin konnten sich viele andere Sportlerinnen ohne permanenten medialen Druck entwickeln. Beispielsweise Denise Herrmann, die jetzt die neue Frontfrau der Biathletinnen werden soll. Oder es spätestens seit ihrem WM-Titel von Östersund schon ist. Herrmann lief beim letzten Test vor dem Weltcup-Auftakt im norwegischen Sjusjoen auf Rang 2. Franziska Preuß kam kurz nach ihr auf Rang 4 ins Ziel. Noch besser liefs bei Johannes Kühn, der siegte gleich mal und weckte damit natürlich kühne Hoffnungen mit Blick auf die Saison. Die hat die WM in Antholz als klaren Höhepunkt – in Südtirol wird es Wettkampfbedingungen vom Feinsten geben. Aber eben auch die dünne Höhenluft, die dem einen oder der anderen schon mal Probleme bereiten kann. Bei den Damen wird sich die Biathlon-Welt trotz Vittozi, Wierer und Eckhoff möglicherweise neu sortieren. Bei den Herren rechnen alle mit einem erstarkten Martin Fourcade und einem Zweikampf zwischen dem Franzosen und Vorjahres-Dominator Johannes Tignes Boe.
Vierschanzentournee und Skiflug-WM als Saisonhöhepunkte in der kommenden Wintersaison
Im Gegensatz zu den Biathleten erwartet die Nordischen Skisportler ein so genanntes „Zwischenjahr“, eines ohne WM oder Olympische Spiele. Was nicht ganz stimmt, denn die Springer dürfen ganz am Ende der Saison in Planica bei der Skiflug-WM ihr Können unter Beweis stellen. Neben dem Skifliegen steht natürlich die Vierschanzentournee im Mittelpunkt des Interesses. Aus DSV-Sicht leider ohne Andreas Wellinger und David Siegel, die noch an langwierigen Verletzungen laborieren. Dagegen will Severin Freund wieder zurück ins Weltcup-Team. Für den einstigen Vorflieger, der nach einer langen Leidenszeit mit zwei Kreuzbandrissen und Rückenproblemen noch um den Anschluss kämpft, wäre alleine das Comeback im Weltcup schon ein Erfolg. Doch Freund wäre nicht Freund, wenn er nur dabei sein wollte.
Garantiert nicht dabei sein kann Carina Vogt. Die Olympiasiegerin von Sotschi und mit fünf WM-Titeln erfolgreichste DSV-Springerin hatte sich ebenfalls am Knie verletzt und muss in diesem Winter passen. Nichtsdestotrotz haben die Deutschen bei den Frauen sogar Chancen auf den Gesamtweltcup. Denn Juliane Seyfarth und besonders Katharina Althaus sind heiße Kandidatinnen. Auch die Männer verweisen unter ihrem neuen Trainer Stefan Horngacher, der im April das Amt von Werner Schuster übernommen hat, auf einige Siegspringer im Team. Allen voran Markus Eisenbichler, der bei den Welttitelkämpfen im letzten Winter mit drei Goldmedaillen so überzeugen konnte.
Das teaminterne Duell Frenzel-Rydzek geht in die nächste Saison
Überzeugen konnte im Februar in Seefeld auch Eric Frenzel, nimmermüder Nordisch Kombinierer aus dem Erzgebirge. Für den Ausnahmekönner, der mit dann 31 Jahren in Kuusamo zum Weltcupauftakt an der Spitze des starken DSV-Teams steht, lief die Vorbereitung aber in diesem Sommer nicht zur vollen Zufriedenheit. Und auch Johannes Rydzek musste ein paar Trainingseinheiten auslassen. Doch nicht nur die Deutschen kämpfen mit Problemen. Norwegens Überflieger Jarl Magnus Riiber setzte im Oktober aus, unterzog sich einer Augenoperation, um im Winter den Durchblick auf der Schanze und in der Loipe zu behalten.
Generationswechsel im Langlauf
Bleibt das Langlauf-Team in der kommenden Wintersaison? Auch hier gab es personelle Veränderungen. Sprint-Spezialistin Sandra Ringwald machte Schluss, Steffi Böhler, Elisabeth Schicho und Nicole Fessel wird man in den Startlisten ebenso vergeblich suchen. Klingt nach Generationswechsel, aber der hatte ja eigentlich schon im letzten Winter eingesetzt. Die Hoffnungsträgerinnen heißen nun Victoria Carl und Katharina Hennig. Bei den Herren werden Deutschlands Beste auch in diesem Winter um den Anschluss an die absolute Weltspitze kämpfen und hoffen zumindest auf punktuelle Erfolge.
Junioren freuen sich auf die WM in Oberwiesenthal
Und dann wäre ja noch die WM in einem Jahr, in dem es eigentlich gar keine WM gibt. Es gibt sie doch – und zwar sogar als Heim-Weltmeisterschaft. Der Nachwuchs trifft sich Ende des Winters am Fichtelberg im Erzgebirge. Oberwiesenthal ist Austragungsort der JWM und der Welttitelkämpfe in der Altersklasse U23. Für viele spätere Stars standen diese Titelkämpfe am Beginn ihrer internationalen Karriere. Alles auf Anfang also in diesem Winter.