Neue FIS-Regeln sorgen für viele Fragezeichen bei den Langlauf-Teams
Selten haben Meetings der Team-Kapitäne vor einem Langlauf-Weltcup so lange gedauert, wie vor dem Auftakt im finnischen Ruka. Denn die Aufregung war groß im Lager der Mannschaften, als neue Regularien vorgestellt wurden. Dass man künftig – also beginnend im WM-Winter 2020/21 – nicht mehr Fluore zum Wachsen benutzen soll, das hatte sich schon herumgesprochen.
Wachs ohne schädliche Fluore
Prinzipiell, so Deutschlands Langlauf-Cheftrainer Peter Schlickenrieder, sei das eine gute Sache, etwas für Gesundheit und Umwelt tun zu wollen. Schlickenrieder hängt das „ABER“ aber gleich mit dran. Dennoch stellt sich die Frage, wie dies zukünftig umgesetzt werden soll? Steffen Hoos, einst Weltklasse-Biathlet und inzwischen beim weltmarktführenden Wachshersteller erklärt, man müsse eigentlich den Ski nach dem Rennen aufschneiden, weil eingearbeitete Wachse tief in die Struktur des Skis eindringen würden und etwaige Oberflächentests mittels eines japanischen Verfahrens wirkungslos seien. Doch ob das Verfahren, mittels eines Klebestreifens Fluor-Partikel herausfiltern zu können, funktionieren würde, ist noch unklar. Hier gibt es also noch Klärungsbedarf.
Weniger Zeit zum Ski testen
Ebenfalls für Diskussionen sorgten weitere Neuerungen, die nun im Langlauf Einzug halten sollen. „Die Zeit für die Service-Leute zu verkürzen, in der sie Ski testen können, ist ein Rückschritt“, meint René Sommerfeldt, Cheftechniker des DSV. Die FIS hat nämlich festgelegt, die ausufernden Skitests vor den Rennen einzudampfen, deshalb die Zeitfenster gekürzt. Leidtragende sind die meisten Nationen, die sich eben nicht leisten können, noch mehr Techniker zu den Weltcups mitzunehmen. Das wiederum hatte der Weltverband auch gar nicht beabsichtigt. Der wollte vielmehr dafür sorgen, den Tross, der von Ort zu Ort zieht, zu verkleinern. Aber zwischen gut und gut gemeint liegt eben manchmal ein ganzes Stück, weil Theorie und Praxis nicht zusammenpassen wollen. So wie im Langlauf und der ebenfalls betroffenen Nordischen Kombination.

Schlickenrieder sieht es positiv
Peter Schlickenrieder ist jemand, der Chancen erkennt: „Wir nutzen die Veränderung und sind dabei, für alle Eventualitäten zu planen und für jede Regeländerung der FIS gerüstet zu sein“, so der Schlierseer. „Aktuell sind unsere Trainer und Athleten vollumfänglich ins Skitesten eingebunden. Folglich hat Timing und die nötige Disziplin im Gesamtteam deutlich an Bedeutung gewonnen. Jeder packt selbstverantwortlich mit Elan an. Jedem ist die Challenge klar und alle ziehen mit“, erklärt der Coach mit einem Lächeln auf den Lippen: „Jede Veränderung ist eine neue Chance für uns.“