Der Auftakt der deutschen Speed-Herren konnte sich mit drei Top-Ten-Ergebnissen sehen lassen. Jetzt stehen die Rennen auf der Saslong bevor. Für Pepi Ferstl ist Gröden ein ganz besonderer Weltcup-Ort, und nicht nur weil er dort 2017 seinen ersten Sieg feierte.
Erster Sieg in Gröden
Es ist gibt ein paar Konstanten bei den Alpinen, selbst jetzt während der Pandemie, in der so vieles anders ist als sonst. Am Wochenende vor Weihnachten geht es traditionell nach Gröden. Und die Saslong ist so etwas wie deutsches Terrain. Gute Ergebnisse gibt es im Super-G und Abfahrt fast jedes Jahr, manchmal sogar herausragende. So wie 2017, als Pepi Ferstl im Super-G triumphierte. Gröden sei für ihn schon immer einer der schönsten Weltcup-Orte, sagt der 31-Jährige vom SC Hammer. Deshalb freue er sich „riesig“ auf die beiden Rennen. „Wenn man schon mal hier gewonnen hat, macht es das natürlich noch einmal leichter.“
Speed-Team mit gutem Saisonstart
Ferstl ist nach dem Ausfall von Thomas Dreßen der Einzige am Start, der für Deutschland schon zwei Rennen gewonnen hat. Romed Baumann hatte seine zwei Siege noch für Österreich errungen, außerdem nicht in einer der beiden Speed-Disziplinen, sondern in der Kombination. Mit der Bürde kann Ferstl ganz gut leben. Der Fokus, sagt er, „liegt auf demjenigen, der gut fährt. Darüber mache ich mir wenig Gedanken.“ Also nach dem Auftakt in Val d’Isère nicht auf ihm. Die Rennen in Frankreich, sagt er, „habe ich vergeigt“. Die Plätze 18 im Super-G und 38 in der Abfahrt entsprachen nicht seinem Leistungsvermögen.
Dass das deutsche Team trotzdem mit einem guten Gefühl weiter nach Südtirol reiste, liegt in erster Linie an zwei Teamkollegen. Andreas Sander gelang mit den Plätzen sieben in der Abfahrt und neun im Super-G ein fast perfekter Auftakt wie Romed Baumann, Neunter in der Abfahrt. Zum ersten Mal seit Kitzbühel 2018 schafften es wieder einmal zwei Deutsche in der schnellsten Disziplin in die Top Ten.
Thomas Dreßens Ausfall kompensieren
Ein wenig erinnert die Situation in der Speed-Mannschaft an die vor zwei Jahren, als Dreßen schon einmal lange ausgefallen ist. Damals seien „alle ein bißchen nervös geworden und haben befürchtet, dass nicht mehr viel möglich ist“, sagte Ferstl, zumal Dreßen nicht der einzige Verletzte im Team war. Aber dann lief es doch ganz gut, vor allem für ihn. Er setzte mit dem Sieg im Super-G von Kitzbühel, 40 Jahre nach dem Triumph seines Vaters in der Abfahrt auf der Streif, seinen persönlichen Karriere-Höhepunkt. Jetzt seien die Voraussetzungen sehr viel besser als in der Saison 2018/19. Bis auf Dreßen sind alle fit, dazu kam vor dem vergangenen Winter der Österreich-Übersiedler Baumann, und „die Jungen sind auch gut drauf“. Deshalb könne man die deutschen Abfahrer „schon als starkes Team einschätzen“, findet er.
Wichtige Erfahrungen in der vergangenen Saison
Die Erwartungen sind gestiegen, das liegt natürlich in erster Linie an Dreßen, aber in dessen Schatten hat sich tatsächlich eine homogene Mannschaft entwickelt, die in der erweiterten Weltspitze mittlerweile etabliert ist. Allerdings fiel in der vergangenen Saison ausgerechnet Ferstl etwas aus der Rolle. Es lief zäh, sehr zäh. Sein bestes Ergebnis war ein zwölfter Platz. Gründe habe es gleich mehrere gegeben. „Da kam eines zum anderen“, sagt er. Es gab eines neues Trainerteam und für ihn einen neuen Servicemann, auf „die anderen Denkweisen“ müsse man sich erst einstellen. Im Herbst zog sich Ferstl auch noch eine Handverletzung zu – „in der wichtigsten Trainingsphase“. Und dann war da der Druck, der eigene. „Ich hatte mir für die Saison viel vorgenommen“, zu viel vielleicht.
Ferstl will unter die Top 15
Ferstl hat gelernt aus dem vergangenen Winter. „Mit Verbissenheit und der berühmten Brechstange funktioniert es nicht“, hat er erkannt. Wichtig sei vor allem „eine gewisse Lockerheit“. Ohne die „kann man nicht schnell Skifahren“. Er hat sich befreit vom Druck und eigentlich sei er „so locker in die Saison wie noch nie“ gegangen. Was nicht bedeutet, keine Erwartungen mehr zu haben. Ferstl will wieder zurück in die Gruppe der Besten. „Ich würde mich selbst schon so einschätzen, dass ich in die Top 15 gehöre und wieder vorne mitfahren kann.“ Das sieht er auch nach den Ergebnissen von Val d’Isere nicht anders. Die ersten Rennen, sagt er, „habe ich abgehakt“.