Licht an, Licht aus im Olympia-Eisschrank: so schnell waren die Wettkämpfe in China wieder vorbei. Sturm und Kälte hatten uns seit der Eröffnungszeremonie im Griff – jetzt sind die Koffer gepackt und worauf freut sich Vanessa Hinz am meisten? Auf ein echtes, soll heißen, „richtiges“ Bier.
Männer medaillenlos, Frauen mit Gold und Bronze im voll im Soll
Natürlich ist es richtig, wenn darauf verwiesen wird, dass es oft knapp war. Natürlich sind Top-Ten-Platzierungen beim größten aller Großereignisse gute Resultate. Aber wenn Anspruch und Wirklichkeit am Ende zu oft auseinander klaffen, dann fällt die Olympiabilanz eben differenziert aus, dann wird eine genaue Analyse notwendig.
Fakt ist: Die Männer blieben medaillenlos, zum ersten Mal seit 2010. Klar, oft fehlte nur ein Treffer, ging ein Schuss daneben. Aber genau das macht in Summe den Unterschied zwischen der absoluten Weltklasse und den Läuferinnen und Läufern, die mal – an Tagen, an denen alles funktioniert – in dieser obersten Liga mitlaufen können.
Vor Beginn der Spiele, da hatten viele Experten und Menschen, die sich als solche bezeichnen, eigentlich damit gerechnet, dass die Frauen das Sorgenkind aus DSV-Sicht werden könnten. Aber die Damen erwiesen sich, als die Stunde der Wahrheit schlug, im Eisschrank von Zhangjiakou als das stärkere Geschlecht. 💪😉
Der Triumph von Denise Herrmann im Einzelrennen war ebenso schön wie außergewöhnlich und er nahm den Druck von der deutschen Mannschaft. Im Jubel um Gold für die Sächsin ging dabei der vierte Platz von Olympia-Küken Vanessa Voigt fast unter. Die sich übrigens intern maßlos darüber ärgerte, dass zu Bronze nur 1,3 Sekunden gefehlt hatten. Soviel zum Anspruch der DSV-Starterinnen.
Dass es anschließend nicht mehr zu Edelmetall in den Einzelwettkämpfen langte, ist schade, erklärt sich aber auch aus der Olympia-Vorgeschichte. Franziska Preuß beispielsweise, nicht nur auf dem Papier die Stabilste im Team. Bis sie sich kurz vor Weihnachten verletzte, Corona kam hinzu – eine ordentliche Vorbereitung auf die Spiele sieht anders aus.
Gleiches gilt natürlich auch im Männerbereich für Johannes Kühn. Umso wertvoller war der Gewinn der Bronzemedaille in der Staffel, auch deshalb, weil es zum ersten Mal seit 2010 für Deutschlands Frauen wieder zum Sprung auf das Treppchen reichte.
So lief die Staffel der Biathlon Herren in Peking
Anders die Situation bei den Männern. Wenn beim letzten Schießen im Staffelrennen Gold noch in Reichweite ist, am Ende aber Platz vier herausspringt, dann ist das mehr als ärgerlich. Das ist kein direkter Vorwurf an den Schützen, der natürlich sein Bestes versucht hat, das zeigt aber zwei Dinge: Tagesform, Nerven, äußere Umstände spielen einerseits eine Rolle, andererseits aber auch Dinge wie das natürliche Selbstverständnis der eigenen Stärke, das Vertrauen in sich selbst, gewachsen in zahlreichen Wettkämpfen, in denen man schon in ähnlichen Situationen stand. Philipp Nawrath verdient deshalb im konkreten Fall Unterstützung und keine Kritik.
Warum gab es bei den Biathleten keine deutsche Medaille in China?
In den Einzelentscheidungen wurde recht schnell klar, die Weltspitze ist ein Stück weg. Und die Weltspitze hatte zwei Namen: Johannes Thingnes Boe und Quentin Fillon Millot. Die beiden Überflieger waren für die DSV-Truppe natürlich eine Nummer zu schnell. Nur bleiben eben hinter den Überfliegern noch ein paar Plätze auf den Podesten frei und die zu attackieren, das gelang den Deutschen nicht. Es wäre eingedenk der Vorleistungen im Saisonverlauf sicherlich vermessen gewesen, auf Gold zu hoffen. Aber so ganz ohne Edelmetall heimzufahren, das kann nicht zufriedenstellen. In dieser Hinsicht brannte im chinesischen Eisschrank aus deutscher Sicht leider überhaupt kein Licht.

Wie geht es weiter nach Olympia im Biathlon?
Folglich gibt es Dinge aufzuarbeiten. Vor allem mit Blick auf den nächsten großen Höhepunkt. Das ist die Heimweltmeisterschaft im kommenden Jahr in Oberhof 2023. Und mit Blick auf das Großereignis in Thüringen steht zumindest eines fest: So kalt wie in China wird es am Rennsteig nicht. Ob es auch so leer bleibt, hängt davon ab, wie sich die Pandemie-Situation im Spätherbst in Deutschland entwickelt. Zu hoffen bleibt, dass Publikum dabei sein kann, bei den Welttitelkämpfen im eigenen Land. Die könnten aus den Sportlerinnen und Sportlern mit ihrer Unterstützung vielleicht noch das Quäntchen mehr Leistung herauskitzeln, dass dann zum Sprung auf einen der ersten drei Plätze führt. Oder was meint ihr?
Bleibt dran, neugierig und up-to-date! #SkiDeutschland