Franziska Preuß hervorragende Weltcup-Gesamt-Dritte
Der vorolympische Winter brachte für die Deutschen ein Auf und Ab. In der Vorbereitung auf die Saison musste improvisiert werden, fielen Lehrgänge den Reiseeinschränkungen zum Opfer, Leistungsvergleiche im Sommer waren unmöglich. Trotzdem begann die Saison vielversprechend. Franziska Preuß konnte diese Leistungsstärke den ganzen Winter über abrufen. Ihr dritter Platz im Gesamtweltcup ist ein großartiger Coup mitten hinein in die Weltspitze. Auch Arnd Peiffer lieferte eine gute Saison ab. Der jetzige Ex-Biathlet lief insgesamt fünfmal aufs Podest – darunter sein erster Massenstart-Weltcupsieg überhaupt und seine Silbermedaille bei der WM. Zimmerkumpel Erik Lesser hingegen hatte nach dem positiven Start Schwierigkeiten, konnte seine Möglichkeiten bei der WM nicht ausschöpfen. Um wenige Tage später wieder groß aufzutrumpfen. Die fehlende Konstanz bei einigen der deutschen Top-Biathleten wird sicherlich in der Saisonanalyse ausreichend Platz bekommen. Schließlich möchte man im Olympiawinter genau zum Saisonhöhepunkt Topform erreichen.
Formschwankungen
Müsste man die gerade beendete Weltcup-Serie unter ein generelles Motto stellen, wäre der Begriff „mühsam“ sicherlich einer der Favoriten. Gerade der Jahresauftakt 2021 in Oberhof verlief zäh, zum Glück gab es in Thüringen ja diesmal zwei Wochenenden und damit auch die Chance, verpasste Möglichkeiten im nächsten Anlauf besser zu nutzen. Das gelang. Aber zum Saisonhöhepunkt, bei der WM auf der Pokljuka, dauerte es eine Weile, ehe eben Arnd Peiffer mit seiner Silbermedaille sich und das gesamte Team erlöste. Für die zweite Medaille sorgte das Staffel-Quartett der Frauen. Anlass zur Zufriedenheit gab das Abschneiden in Slowenien dennoch nicht ganz. Wenngleich auch gesundheitliche Probleme eine Rolle spielten. Bei Denise Herrmann wurde nach den Titelkämpfen eine Gürtelrose diagnostiziert. Da ist es nicht verwunderlich, dass man nicht zu Höchstleistungen findet.
Jetzt richtet sich der Blick auf die Spiele in Peking
Und noch etwas fiel auf in diesem Winter: Hatte man in den Jahren zuvor immer ein Muster erkennen können – erst stabilisierte sich die Schießleistung, anschließend mit Blick auf den Saisonhöhepunkt auch die Form in der Loipe – wackelten beim Liegend- und Stehendschießen in der gerade beendeten Saison die Leistungen leider zu oft. Eine Baustelle mit Blick auf Peking, an der das gesamte Team akribisch arbeitet. Auf die Olympischen Spiele richtet sich nun der volle Fokus. Aber die Konkurrenz ist größer geworden, viele Länder haben den Biathlon-Sport für sich entdeckt. Podestplätze werden sicherlich nicht einfacher bei der starken internationalen Konkurrenz.
Chapeau und Danke
Die zurückliegende Weltcupsaison brachte völlig veränderte Bedingungen mit sich. Hier kann man dem Weltverband IBU, allen ausrichtenden Verbänden, Vereinen und Orten nur ein großes Kompliment machen. Trotz aller Einschränkungen, trotz aller wirtschaftlichen und logistischen Widrigkeiten – die Biathlon-Saison 2020/21 konnte erfolgreich durchgeführt werden und Biathlon blieb auch in diesem Corona-Winter Publikumsliebling Nummer 1 der Fernsehzuschauer. Das war wichtig für die Sportart und macht Hoffnung auf mehr – wenn wir das Virus im kommenden Winter hoffentlich im Griff haben werden. Dann könnte es wieder eine normale Weltcupsaison geben, die dennoch eine außergewöhnliche wird – weil es Olympische Spiele eben nur alle vier Jahre gibt.

Olympiawinter ohne Schempp und Peiffer
Auf zwei Namen wird man allerdings verzichten müssen, wenn im November der Olympiawinter und die Arbeit für Peking beginnt: Simon Schempp und Arnd Peiffer. Sie werden schon jetzt vermisst, ihre Entscheidungen zum Karriereende sind aber nachvollziehbar und irgendwie auch konsequent. Und außerdem ist es immer noch gut möglich, dass beide Ex-Biathleten trotzdem eine Olympische Goldmedaille bekommen. Denn sie waren Teil der Staffel von Sotschi, als das DSV-Quartett hinter Russland auf Platz 2 ins Ziel kam. Die Goldmedaille für die Olympiagastgeber von 2014 wackelt aber, könnte durch die Doping-Urteile gegen deren Staffelmitglied Sergej Ustjugow nachträglich aberkannt werden. Dann geht eine Olympiamedaille im kommenden Winter vielleicht schon mal an die Deutschen.