Die deutschen Alpinen haben die Erwartungen bei der WM in Cortina d’Ampezzo mit vier Medaillen weit übertroffen. So erfolgreich waren sie zuletzt bei den Titelkämpfen 2013 gewesen. „Viele kleine Dinge haben zusammengepasst.“
Vier Medaillen und dazu ein paar Saison-Bestleistungen – die Deutschen haben bei den Ski-Weltmeisterschaften in Cortina d’Ampezzo „mehr als das Soll erfüllt“, wie Wolfgang Maier, Sportvorstand Alpin, Skicross und Freeski im Deutschen Skiverband, sagte.
Positive Bilanz, positive Präsentation des Sports
Die Ausbeute in den Dolomiten war so üppig wie zuletzt bei den Titelkämpfen 2013 in Schladming. „Viele kleine Dinge haben zusammengepasst“, fand Maier. Dazu gehört, dass die Trainer „exzellente Arbeit“ geleistet haben. „Wir können sicher erhobenen Hauptes nach Hause fahren.“ Die WM sei aber nicht nur aus deutscher Sicht besonders gewesen, sondern „in der gesamten Präsentation des Sports extrem gut“, sagte der Alpinchef.
Speed-Team mit historischer Bilanz
Die Hauptarbeit hatten die Deutschen bereits in der ersten Woche erledigt. Mit Silber für Romed Baumann im Super-G sowie Andreas Sander und Kira Weidle in der Abfahrt schaffte die Schnellfahrt-Abteilung sogar Historisches, und das obwohl der Beste, Thomas Dreßen, bei seinem Comeback noch nicht in Medaillen-Form war.
Erstes Podest für Andreas Sander
Noch nie hatte es bei den Männern bei einer WM in beiden schnellen Disziplin Edelmetall gegeben. Und Sander verpasste zudem nur um eine Hundertstelsekunde Gold. Der 31 Jahre alte gebürtige Westfale war noch nie zuvor im Weltcup auf dem Podest gestanden, hatte sich aber in diesem Winter mit vielen Top-Ten-Resultaten als Medaillenkandidat für Cortina empfohlen.
Medaillen auch für Weidle und Baumann
Weidle schaffte ebenfalls das beste Ergebnis ihrer Karriere, und Baumann war zuletzt vor sechs Jahren so weit vorne gelandet, damals noch im österreichischen Rennanzug. In der Kombination überraschte der junge Simon Jocher vom SC Garmisch mit Platz fünf. „Wir waren das Highlight-Team in vielen Disziplinen“, sagte Maier.
DSV-Team holt Bronze
Bei den vergangenen Titelkämpfen hatte der DSV stets bis zu den letzten Wettbewerben auf das erste Edelmetall waren müssen. Sowohl 2015 als 2017 und 2019 hatte es ausschließlich in den technischen Disziplinen Edelmetall gegeben. Ohne die zuverlässigen Medaillensammler der vergangenen Jahren, Felix Neureuther und Viktoria Rebensburg, gingen die Deutschen dieses Mal im Slalom und Riesenslalom leer aus. Allerdings holte die Mannschaft im Teamevent Bronze – und damit die erste Medaille bei einem Großereignis in diesem Wettbewerb seit acht Jahren.

Luitz zeigt Saisonbestleistung, Schmid riskiert alles
Alexander Schmid war bei seinen Einzelstars zweimal ganz nahe am Podest dran. Im Parallelrennen verlor er das kleine Finale, weil er an der letzten Kuppe wegrutschte. Und im Riesenslalom lag er nach dem ersten Durchgang auf dem dritten Platz, schied allerdings nach guten Zwischenzeiten im zweiten Lauf aus. „Man muss was riskieren, um zu gewinnen“, sagte der 26-Jährige vom SC Fischen. „Entweder es geht auf oder nicht.“ Bei Stefan Luitz ging auf jeden Fall der Plan auf, beim Höhepunkt die Saison-Bestleitung zu schaffen. Nach mehrwöchiger Verletzungspause war der Allgäuer rechtzeitig fit geworden und landete auf dem siebten Platz.
Werbung in eigener Sache
Medaillen bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen sorgen für mehr Aufmerksamkeit als Siege im Weltcup. In der verbandsinternen Bewertung einer Saison spielen sie jedoch keine so große Rolle wie in der Öffentlichkeit. „Wir können die Leistungen einordnen“, sagt Maier. Die bei der WM und die im Weltcup, meint er.
Motivation für die Zukunft
Dazu gehört, dass die Silbermedaille von Kira Weidle in der Abfahrt nicht über Probleme bei den Frauen hinwegtäuschen kann. „Da sind wir nicht wirklich konkurrenzfähig“, gibt Maier zu. Weidle ist derzeit die einzige Weltklasseathletin in der Mannschaft. Im Riesenslalom ist Deutschland nach dem Rücktritt von Viktoria Rebensburg und verletzungsbedingten Ausfällen nicht mehr präsent in der absoluten Weltspitze. Allerdings hat die einzige Starterin in Cortina, Andrea Filser, mit 20 ihr bestes Karriereresultat geschafft – und im Teamevent einen mitentscheidenden Beitrag zum Gewinn der Bronzemedaille geleistet. Im Slalom tritt die Mannschaft seit Jahren auf der Stelle. „Wir sind nicht die Nation, die permanent ganz vorne mitspielt“, sagt Maier. „Aber wir schaffen es immer wieder, Spitzenleistungen zu produzieren.
So geht es für unser Alpin-Team nach der WM weiter: