Denise Herrmann-Wick beendet nach ihrer erfolgreichsten Saison ihre Laufbahn
Wer auf mehreren Hochzeiten des Skisports tanzt, gilt als Allrounder oder wie es einst ein englischsprachiger Fernsehkommentator sagte, im konkreten Fall als „German Wunderkind“. Kann man so machen. Man kann es aber auch einfacher haben, indem man nur den Namen nennt: Denise Herrmann-Wick. Das mit dem Doppelnamen hat sich nach der Hochzeit so ergeben. Unter ihrem Mädchennamen wurde die Sächsin zunächst als Skilangläuferin bekannt, ihre zweite sportliche Blüte erlebte die 34-Jährige dann als Biathletin.

Sport in die Wiege gelegt
Sport prägte die kleine Denise von Kindesbeinen an, Papa Lutz spielte Handball im Hochleistungsbereich. Und wenn man im Erzgebirge aufwächst, ist der Weg auf Skier nicht weit. Mit zarten acht Jahren nahm sie an ersten Wettkämpfen teil. Mit zwölf Jahren ging das Talent nach Oberwiesenthal, wechselte ins dortige Skigymnasium. Für den WSV Oberwiesenthal war sie von Beginn an gestartet, ihrem Verein blieb sie bis heute treu. Es folgten erste nationale und internationale Erfolge.
Aufmerksamkeit auf der großen Langlaufbühne erreichte sie erstmals, als sie im Rahmen der Tour de Ski beim Sprint in Prag im Januar 2010 ins Viertelfinale stürmte. Überhaupt war die Kurzdistanz ihr Metier. Im Folgejahr stürzte sie zwar im Halbfinale des Weltcup-Auftakts beim Sprint in Düsseldorf, konnte aber zu Beginn der Tour de Ski Stars wie Petra Majdic oder die damalige Sprint-Weltmeisterin Arianna Follis distanzieren. Auch das erste Weltcup-Podium gab es gemeinsam mit Hanna Kolb im Teamsprint, das war in der Saison 2012/13 im kanadischen Quebec. Bei der WM in Val die Fiemme sprang Rang 10 heraus, dazu Platz 7 mit der Staffel.
Bronze in Sotschi – Höhepunkt des Langlauf-Lebens

Zu Beginn der Olympiasaison 2013/14 folgten weitere Weltcup-Podestplätze und das Ticket für die Olympia-Premiere in Sotschi. Rang 8 im Sprint war ein schöner Erfolg, eingedenk ihres Halbfinal-Auftrittes aber vielleicht nicht einmal das Optimum, dafür gab es im Staffelrennen Bronze – Herrmanns mit Abstand größter Langlauf-Erfolg. In der Weltcup-Gesamtwertung reichte es im Sprint sogar zu Platz 2.
Spätestens nach den Spielen begann die Sächsin, mit einem Wechsel ins Biathlon-Lager zu liebäugeln. 2016 war es dann so weit, Ende April wurde der Wechsel bekanntgegeben. Der Auftakt war zäh, zwar gab es im IBU-Cup einige Erfolge, doch das Ziel der ehrgeizigen jungen Frau war klar. Sie wollte ganz nach vorn, in den Weltcup und dort möglichst aufs Podest. Unterstützt wurden ihre Ambitionen damals vom für sie zuständigen Bundestrainer Gerald Hönig, der auch an ihr festhielt, als es in der ersten Saison nicht wie gewünscht lief.
Durchbruch als Biathletin und Teil 2 einer Bilderbuchkarriere
Der große Durchbruch als Biathletin folgte im Team im Spätwinter 2017. Gemeinsam mit Nadine Horchler, Maren Hammerschmidt und Franziska Hildebrand in der Staffel und gewann. Für Herrmann der erste Weltcupsieg überhaupt, der erste Einzelsieg sollte nicht lange auf sich warten lassen. In Östersund war sie im Dezember 2017 nicht zu schlagen, der Durchbruch als Biathletin war geschafft. Was nun folgte, war eine echte Erfolgsstory. Die Umsteigerin wurde 2019 Weltmeisterin in der Verfolgung, kam auch von den Welttitelkämpfen der Folgejahre immer mit mindestens einer Medaille heim und erlebte ihren größten Triumpf 2022 in Peking, als sie bei den Olympischen Spielen im Einzel zu Gold stürmte. Bronze mit der Staffel kam hinzu.
Spätestens jetzt schien Denise Herrmann-Wick auch ihren größten Gegner besiegt zu haben, den eigenen Ehrgeiz, der sich manchmal gegen ihren Erfolg gestellt hatte. Denn während andere Top-Athletinnen und Athleten nach dem Ende einer Olympiade Skier und Gewehr in die Ecke stellen, stellte sich die inzwischen in Bayern wohnende Herrmann noch ein Ziel: Die Heim-WM in Oberhof. Sie wolle genießen, sagte sie vor der Saison, die Atmosphäre, die Stimmung im Stadion und an der Strecke, sie wolle gemeinsam mit den Fans ein Biathlon-Fest feiern.



Finale furioso
Und weil Denise Herrmann-Wick, im Sommer 2022 hatte sie ihren langjährigen Freund, den einstigen Top-Langläufer Thomas Wick, geheiratet, weder sich noch ihrem Umfeld noch etwas beweisen musste, sammelte sie bei den Titelkämpfen in Oberhof gleich drei Medaillen ein. Gold im Sprint, Silber in der Verfolgung und mit der Staffel – nie zuvor hatte sie eine WM mit mehr Erfolg bestritten. Und sie feierte mit dem Team und den Fans, genoss die Tage in Thüringen – schon mit dem Wissen, dass es der letzte Auftritt auf der großen WM-Bühne sein würde.
Neue Ziele – alte Liebe
Nun macht Denise Herrmann-Wick Schluss mit dem Leistungssport. Nach fast anderthalb Jahrzehnten Leistungssport stehen andere wichtige Prämissen im Fokus. Eine eigene Familie beispielsweise. Ein Buch schreiben muss die Allrounderin nicht mehr, das gibt es bereits. Und in der Loipe wird man sie sicherlich auch immer wieder mal sehen, allerdings ohne Gewehr. Denn die Liebe zum Langlauf, die ist geblieben. Zu den Anekdoten, die sie möglicherweise mal erzählen wird, gehört, dass ihre letzte nationale Langlaufmedaille aus dem Jahr 2019 stammt. Da war sie längst Biathletin, trat aber gemeinsam mit Schwester Nadine bei den Langlaufmeisterschaften in Reit im Winkl im Teamsprint an. Das Duo gewann prompt Silber.
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