Denise Herrmann schreibt Sportgeschichte. Am 07.02.2022 holt sie acht Jahre nach Ihrer Bronze-Medaille im Langlauf jetzt Gold im Biathlon.
Geschichte wiederholt sich doch!
1998 war es, da erreichte eine gewisse Kati Wilhelm mit der deutschen 4×5 Kilometer-Staffel der Langläuferin einen achtbaren fünften Platz bei den Spielen in Nagano. Gut, aber nicht gut genug für die ehrgeizige Thüringerin. Die sattelte um und wurde Biathletin. Sie gewann schon 2001 sensationell einen WM-Titel. Im Jahr darauf avancierte sie zum heimlichen Star der Winterspiele in Salt Lake City. Das „Rotkäppchen“ gewann in ihrer neuen Sportart zwei Mal Gold und dazu Silber. Bis 2020 folgten viele weitere Titel und Medaillen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. Doch Kati war nicht die erste, die im Laufe der Sportgeschichte in unterschiedlichen Disziplinen erfolgreich war.

Bronze in der Langlauf Staffel – Gold im Biathlon Einzel
2014 fanden die Olympischen Spiele in Sotschi statt und es gab für den DSV nach den fetten Jahren im Langlaufbereich eine einzige Medaille. Die holte die 4×5 Kilometer-Staffel der Langläuferinnen mit Schlussläuferin Denise Herrmann. Ein Riesenerfolg für die damals 25jährige aus dem Erzgebirge, die besonders auf den Sprintstrecken ihre Stärken hatte. Aber für die junge Frau aus dem sächsischen Schlema nicht genug. Herrmann wechselte – wie einst Wilhelm – zu den Biathletinnen. Und auch sie hatte Erfolg und schrieb heute Sportgeschichte. Wurde 2019 Weltmeisterin in der Verfolgung, gewann weitere WM-Medaillen und jetzt – nach einer bisher eher durchwachsenen Saison – Gold bei den Olympischen Spielen in Peking.
Mit dem Olympiasieg schrieb die inzwischen 33jährige Sportgeschichte, denn Herrmann ist die erste Deutsche, die in zwei verschiedenen Wintersportarten zu Olympiamedaillen kam. Und ganz nebenbei ist sie erst die zweite Deutsche, die Edelmetall in zwei Olympischen Sportarten errang. Die Premiere liegt schon eine Weile zurück. 1984 und 1988 gewann Christa Luding-Rothenburger aus dem sächsischen Weißwasser Gold im Eisschnelllauf (außerdem 1988 und 1992 noch Silber und Bronze) und als die Sommerspiele in Seoul anstanden, da holte die Sächsin im Radsprint Silber. Und reihte sich damit ein in eine Reihe von herausragenden Sportlerinnen und Sportlern, die dieses Kunststück fertigbrachten.

Sportgeschichte – Nicht nur bei Denise Herrmann
Den Anfang machten einige Amerikaner. Sie räumten, als die Spiele noch in den Kinderschuhen steckten, zu Beginn des vorigen Jahrhunderts sowohl im Schwimmen, als auch im Wasserball ab. Später kamen auch andere Kombinationen hinzu. Turnen und Springreiten beispielsweise. Dieses Kunststück schaffte der Schwede Daniel Norling. Oder Leichtathletik und Rugby durch Morris Kirksey aus den USA 1920. Die erste Doublette Sommer-Winter schaffte sein Landsmann Edward Eagan, der 1920 im Boxen siegte und zwölf Jahre später mit dem Viererbob in Salt Lake City Gold holte. Am aus heutiger Sicht kuriosesten ist wohl das Double, das der Amerikaner Walter Winans schaffte. Der Sportschütze holte 1908 Olympiagold in der Disziplin „Laufender Hirsch-Doppelschuss“ und siegte vier Jahre später bei den Olympischen Kunstwettbewerben im Bereich Bildhauerkunst. Da war Winans übrigens schon 50 Jahre alt.
An den letzten Doppler werden sich dagegen viele Menschen noch erinnern: Ester Ledecka aus Prag holte vor vier Jahren in Pyeongchang sensationell Gold im Super-G auf Skiern und beim Snowboard Parallel-Riesenslalom, ihrer Paradestrecke. In die Reihe dieser Ausnahmekönnerinnen und -könner hat sich nun auch Denise Herrmann eingereiht. Ein schöner Nebeneffekt einer golden glänzenden Medaille. Die Bücher der Sportgeschichte werden immer voller!