Eines kann man Ryoyu Kobayashi in dieser Saison nicht mehr nehmen: Nach dem letzten Ski-SPRINGEN ist der Japaner im Weltcup vorn. Es wäre allerdings fatal, wenn er sich auf diesen Lorbeeren ausruht. Denn Kobayashi und Co. müssen noch vier Mal in Einzelkonkurrenzen ran. Zwar nicht mehr auf Skisprungschanzen, sondern auf den ganz großen Bakken: beim Skifliegen in Oberstdorf und Planica. Vorab wird auch geflogen. Die WM in Vikersund ist in die Weltcup-Gesamtwertung allerdings nicht mit eingepreist.
„Und so steht fest, dass nichts feststeht.“
Der Vierschanzentourneesieger aus Fernost hat vor den finalen Flügen einen Vorsprung von 59 Zählern auf Karl Geiger. Klingt nach einer Menge, ist aber nicht viel. Nehmen wir an, dass Kobayashi vor dem letzten Hurra in Planica bei den beiden Wettkämpfen im Allgäu zwei Mal als Dritter aufs Podest segelt. Das wäre nicht so schlecht in Anbetracht der Konkurrenz aus Slowenien, Norwegen, Deutschland und den wieder stärker auftrumpfenden Springern aus Polen. Und nehmen wir an, dass Geiger eine Flugshow zu seinen Gunsten entscheiden könnte und beim anderen Anlauf als Zweiter einkäme. Dann wäre der Deutsche wieder vorn. So wie vor den Spielen in Peking, als der Skiflugweltmeister von 2021 in Willingen das Gelbe Trikot mit einem einzigen Zähler Vorsprung auf den Japaner vorübergehend in seinen Besitz gebracht hatte.


Skifliegen zum Saisonende
Dass es zum Ende dieser langen und Kräfte raubenden Saison allein auf einen Zweikampf zwischen Geiger und Kobayashi hinausläuft, mag in Bezug auf den Gesamtweltcup stimmen. Doch die kühnsten der kühnen Adler ficht das nicht an, sie wollen selbst tollkühne Flüge auf möglichst große Weiten zustande bringen. Da wäre Skiflug-Weltrekord-Mann Stefan Kraft aus Österreich. Als Sieger der RAW-Air Tour in nachgewiesen nacholympischer Hochform. Da wären ausnahmslos alle (!) Slowenen, die Norweger mit Marius Lindvik und Halvor Egner Granerud an der Spitze oder auch die Polen um Kamil Stoch und Dawid Kubacki. Außerdem haben auch die Deutschen haben mit Markus Eisenbichler und Altmeister Severin Freund neben Geiger zwei weitere ausgewiesene Weitenjäger in ihren Reihen.
Freund schaffte wie Geiger ja sogar das Kunststück, Skiflug-Weltmeister zu werden. So wie einst Sven Hannawald und Dieter Thoma. Oder noch früher Klaus Ostwald und Hans-Georg Aschenbach. Diese Qualitäten sind ab sofort wieder gefragt. Zunächst bei der Skiflug-WM, die nicht nur der vorletzte Saisonhöhepunkt ist, sondern gleichzeitig der Appetizer für die letzten Weltcups der kühnen Flieger in Deutschland und Slowenien.