Deutsche Goldhoffnungen auf Schnee und Eis: Wenn im Winter im Zeichen der Ringe Sport getrieben wird, gehörten die Deutschen immer zu den erfolgreichsten Teilnehmern.
Die Tradition ist gewaltig, die Erwartungshaltung ebenso: Von A bis Z – von Aschenbach bis Zellner reicht die Liste der deutschen Olympioniken im Winter. Olympioniken, so nennt man im engeren Sinne Menschen, die bei den Spielen mit Gold dekoriert worden.
Pyeongchang 2018 – Mehr als nur Sport
Das soll auch 2018 so sein, wenn in Pyeongchang zum 23. Mal Olympische Winterspiele stattfinden. Spiele, die aus verschiedenen Gründen unter besonderen Vorzeichen stehen. Einerseits, weil man aus Sicht des Deutschen Olympischen Sportbundes sicherlich gern die traditionelle fernöstliche Gastfreundschaft genießen wird, andererseits selbst gern guter Gastgeber gewesen wäre. Doch Pyeongchang hatte sich mit seiner Bewerbung um die Ausrichtung der Olympischen Spiele unter anderem gegen München durchgesetzt. Und natürlich spielt allen Beteuerungen zu Trotz auch die politische Komponente eine große Rolle. Zum dritten Mal machen die Winterspiele in Asien Station, nach Sapporo 1972 und Nagano 1998 ist man nun zum ersten Mal in Korea zu Gast. Das Verhältnis der Koreaner zur einstigen Besatzungsmacht Japan gilt nach wie vor als schwierig, noch komplizierter aber ist das Beziehungsgeflecht zwischen Süd-und Nordkorea. Gut möglich, dass ausgerechnet der oft vielgescholtene Sport als Schlüssel für eine Entspannung des Verhältnisses zwischen beiden koreanischen Staaten sorgen kann. Und so werden die Mannschaften zur Eröffnungsfeier gemeinsam einlaufen und mit einer gemeinsamen Eishockeymannschaft bei den Frauen spielen. Gelingt das sportpolitische Kunststück, kann selbst das Internationale Olympische Komitee auf eine Medaille hoffen – und zwar im Herbst, wenn der Friedensnobelpreis vergeben wird. Dagegen erscheinen die aktuellen Probleme eher wie Petitessen, egal ob es sich um neue Dopingenthüllungen handelt, den Streit um Startberechtigungen für russische Sportler, ein unter freiwilligen Helfern grassierender Magen-Darm-Virus oder die derzeit schneidende Kälte auf der Halbinsel, die Korea zur Kältekammer werden lässt.
Deutsche Sportler mit großen Erwartungen
Deutschlands Olympiastarter ficht all das nicht an. Sie wollen endlich den Lohn für die vielen Mühen und Entbehrungen ernten, denen sie sich in den letzten Jahren ausgesetzt haben. Eine Olympische Medaille ist und bleibt nach wie vor für nahezu jeden Leistungssportler der Gipfel aller Wünsche – in Pyeongchang dürfte der eine oder andere wahr werden. Große Hoffnungen tragen dabei viele Teilbereiche des Deutschen Olympischen Sportbundes. Auch auf Skiern sind die Medaillenhoffnungen intakt, egal ob im Alpinen oder Nordischen Skisport oder im Biathlon. Laura Dahlmeier wird in Korea sicherlich nicht nur das Gewehr mit auf die Strecke nehmen, sondern auch den Favoritenrucksack. Die Sportlerin des Jahres 2017 will in Pyeongchang endlich mit den Spielen Freundschaft schließen, denn 2014 in Sotschi ging im wahrsten Sinne des Wortes daneben. Doch es folgte eine unglaublich erfolgreiche Zeit, gekrönt vom vorolympischen Winter mit fünf WM-Goldmedaillen. Die Krönung soll nun in Korea folgen. Umsteigerin Denise Herrmann kennt dagegen schon das Gefühl, bei den Spielen auf dem Treppchen zu stehen. Immerhin gewann die Sächsin in ihrem ersten Sportlerleben als Langläuferin Bronze mit der Staffel im Kaukasus. Und auch die Herren um Arnd Peiffer, Erik Lesser und Simon Schempp sind alles andere als chancenlos. Während man im Langlauf aus deutscher Sicht mit Top-Ten-Platzierungen sicherlich schon gut leben könnte, hoffen die von Verletzungen geplagten Alpinen auf ihre große Medaillenhoffnung Victoria Rebensburg, die in dieser Saison trotz krankheitsbedingter Pausen im Weltcup schon drei Mal ganz oben stand und auf eine weitere Überraschung durch Thomas Dreßen, der vor einigen Wochen sensationell den Abfahrts-Klassiker in Kitzbühel gewann und auch nach seinem Husarenritt auf der „Streif“ mit Spitzenplätzen aufwarten konnte.
Traditionell auf Erfolgskurs – Fahnenträger Frenzel
Und dann wären ja noch Kombinierer und Skispringer. Beide Disziplinen zählen zu den erfolgreichsten Bereichen, die der Deutsche Sport überhaupt zu bieten hat. Die Liste der Sieger reicht von Georg Thoma 1960 bis zu Eric Frenzel 2014. Und natürlich ist Uli Wehling, der zwischen 1972 und 1980 bei drei Anläufen nicht zu schlagen war, noch immer die sportliche Ikone in der Disziplin. Der Oberwiesenthaler Eric Frenzel wurde aber nicht nur wegen seiner sportlichen Erfolge als Fahnenträger der Deutschen Mannschaft in Pyeongchang gewählt, der schmale Bursche aus dem Erzgebirge erfreut sich ob seiner Bodenständigkeit, Aufgeschlossenheit und seines freundlichen Wesens auch außerhalb der Kombiniererszene großer Beliebtheit. 54 Jahre nach Georg Thoma wird dem Sachsen nun die Ehre zuteil, das Deutschlands Sportler beim Einmarsch in die Olympische Arena anzuführen. Frenzel und der Vierfachsieger der WM in Lahti 2017, Johannes Rydzek, könnten den Helden von einst nacheifern. Und neben den beiden Einzelentscheidungen gibt es den Mannschaftswettbewerb, den Deutschland bei dessen Olympiapremiere gewinnen konnte und bei dem es seit 2002 immer Edelmetall für die DSV-Jungs gab. Bei den Skispringern standen die Deutschen Adler sogar schon drei Mal ganz oben. Legendär dabei die Auftritte von Jens Weißflog 1994 in Lillehammer und Martin Schmitt 2002 in Salt Lake City als Schlussspringer, die mit Nerven aus Stahl nach Gold griffen. Die brauchte einst auch Helmut Recknagel, Deutschlands erster Olympiasieger von der Schanze. Seine Nachfolger, ob Hans-Georg Aschenbach oder eben Jens Weißflog, der mit seinen drei Olympiasiegen, errungen sowohl im Parallel- als auch im V-Stil sein eigenes Denkmal schuf, zählen längst zu den sportlichen Idolen in Deutschland. Und da wäre noch Carina Vogt. Die gewann in Sotschi bei der Premiere des Frauenskispringens und bewies in den Wintern danach, dass sie immer pünktlich zu den Saisonhöhepunkten auch zu Höchstleistungen fähig ist. Und in Pyeongchang?