Die drei Fälle des Olympiasieges
Das Resultat war in allen drei Fällen großartig – Olympiasieg. Doch blickt man von Wettkampf zu Wettkampf, offenbaren sich interessante Unterschiede. Andreas Wellinger beispielsweise, der in der Eiseskälte von Pyeongchang eiskalt geblieben war und sich zum Olympiasieg katapultierte. Anschließend trug der Bayer sein Herz auf der Zunge. Und somit erfuhr die geneigte Öffentlichkeit, dass der neue Champion die Kälte ganz gut hatte ausblenden können. Wellinger hatte vielmehr auf die Tücken des Windes geachtet, der den Wettbewerb zugegebenermaßen entscheidend beeinflusst hatte. Dass er dabei zu den von der Laune der Natur profitierenden Springern gehörte, tat seiner sensationellen Leistung keinen Abbruch. Im Gegenteil! Rasmus, der Gott des Windes, sorgte in Pyeongchang für so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit, hatte doch ausgerechnet der Traunsteiner in der bisherigen Saison mehr als die meisten seiner Kollegen unter den Tücken des Windes leiden müssen. Vielleicht war das der Grund, weshalb der 22-Jährige die ganze Welt an seinen Gefühlen teilhaben lassen wollte.
Dahlmeier siegt und gewinnt den Medienmarathon
Während Wellinger sein Innenleben so offen zur Schau trug, wie seine Goldmedaille, ertrug Laura Dahlmeier den Medienmarathon mit der Geduld eines in diesen Übungen gestählten Champions. Zuvor hatte man in den Rennen eine Sportlerin erlebt, die auf den Punkt topfit war, physisch und auch psychisch. Während die Konkurrenz mit dem böigen Wind als gleichberechtigtem Gegner zu kämpfen hatte, fand eine ganz offensichtlich im Kopf bestens vorbereitete Dahlmeier auf jede Frage eine Antwort. Beispiel erstes Schießen: Laura setzt nach dem ersten Treffer ab. Ganz offenkundig hatte sie die Windfahne neben der Schießmatte nicht nur registriert, sondern war in Sekundenbruchteilen in der Lage, auf die Veränderung zu reagieren. Sie drehte am Diopter und räumte die anderen vier Scheiben seelenruhig ab. Beispiel Stehendschießen: Nach drei Schuss setzt Laura wieder ab, nimmt eine Pause, konzentriert sich neu. Normalerweise tritt bei Sportlern dann ein Effekt ein, der gern mit „Nähmaschine“ umschrieben wird. Nicht so bei Frau Biathlon, die legt neu an, trifft und sichert damit Gold.
Mr. Bean im Biathlon
Ein ganz besonderes Kunststück aber schaffte Arnd Peiffer. Denn dem gelang etwas Außergewöhnliches und damit ist nicht der Olympiasieg gemeint. Peiffer musste in der unmittelbaren Vorbereitung auf das Rennen mit zahlreichen Pannen Bekanntschaft machen. Erst fehlte der Schlüssel zum Waffenschrank. Dann brach der Bolzen im Gewehr, anschließend stürzte er mit dem Resultat, dass der Ellenbogen anschwoll. Und zu allem Überfluss schnitt sich der Harzer auch noch in die Hand. Alles an sich Missgeschicke, die dafür hätten sorgen können, die Konzentration zu verlieren. Doch bei Peiffer war das anders. Weil sich der 30-Jährige schon mitten im „Tunnel“ befunden hatte, als sein Ausflug ins Reich des Mr. Bean begann, hatte die lange Liste von Malheuren Peiffer davon abgehalten, noch mehr und damit vielleicht zu viel Druck aufzubauen. Vielmehr führte das „Jetzt erst recht“ offenbar zu einem zusätzlichen Motivationsschub.
Olympiagold und wissenschaftliches Forschungsobjekt
In der Wissenschaft gibt es für derlei spezielle Erscheinung eine schönen lateinischen Namen, in Pyeongchang gabs Gold. Für Peiffer, Dahlmeier und Wellinger. Drei Typen, die ziemlich unterschiedlich sind, die aber eines gemeinsam haben: Wenn künftig auf der Straße jemand „Hallo Olympiasieger“ ruft, müssen sie sich angesprochen fühlen.