Das war´s mit einer herausragenden Karriere von Richard Freitag. Der Skispringer Richard Freitag stellt die Skier in die Ecke – aber was folgt nun? Schauen wir erstmal zurück, wie es begann…
Dass Richard Freitag Skispringer werden würde, das war ihm praktisch in die Wiege gelegt. Richard Freitags Karriere war somit vorbestimmt. Nicht nur, weil der Sachse erblich belastet war, Papa Holger zählte immerhin zur Nationalmannschaft der DDR. Auch der Ort der Geburt sprach für eine leistungssportliche Karriere. Freitag kam im Krankenhaus in Erlabrunn zur Welt – und dort hatten vor ihm immerhin auch die Skisprung-Legenden Jens Weißflog und Sven Hannawald das Licht der Welt erblickt.
Der Weg zur Spitze(nform) von Richard Freitag
Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass Freitag über die Sportschule in Oberwiesenthal den Weg Richtung nationale Spitze einschlug. Schon 2009/10 gab es einen ersten Einsatz bei der Vierschanzentournee, in Innsbruck ergatterte er im Januar 2020 den allerersten Weltcup-Punkt. Aber viel interessanter war sein erster Weltcup-Sieg im Dezember des darauffolgenden Jahres. Denn Richard siegte ausgerechnet auf der Großschanze in Harrachov, was deshalb für mediales Rauschen sorgte, weil auch Vater Holger just auf dieser Anlage seinen einzigen Weltcupsieg gefeiert hatte. Spätestens mit dem Triumph im Riesengebirge hatte sich der kleine Sachse in der Weltspitze etabliert. Und es folgten zwei weitere schöne Erfolge, beim Skifliegen in Vikersund segelte Freitag zum Deutschen Rekord von 230 Metern und holte mit dem Team Silber. Es war eine großartige Saison für Richard Freitag.
Freitags Kampfgeist trotz Rückschlägen vor Olympia
Aber komplett ohne Rückschläge, das zeigte schon diese noch frühe Phase der Karriere, sollte es beim Mann aus dem Erzgebirge nicht laufen. Nach Bronze im Teamspringen – gemeinsam mit Severin Freund, Carina Vogt und Ulrike Gräßler – und Silber mit der Männermannschaft bei der WM in Val die Fiemme 2013 schien die sportliche Laufbahn auf dem vorprogrammiert guten Weg, Freitag hatte sich gemeinsam mit Severin Freund zum DSV-Vorspringer entwickelt. Der Sachse galt als hochbegabt, als künftiger Champion. Dann stoppte ihn eine Fußverletzung. Ausgerechnet vor der Olympiasaison 2013/14 war an normales Training nicht zu denken.
Aber „Rich“, so sein Spitzname, kämpfte sich zurück ins Team, schaffte den Sprung nach Sotschi und musste dennoch damit leben, dass Mannschaftsgold für Deutschland ohne ihn errungen wurde. Bundestrainer Werner Schuster nominierte vier andere Springer und hatte damit Erfolg, Freitag freute sich in erster Linie für die Kumpels und haderte dann aber vielleicht doch mit dem eigenen Schicksal.

Aber Freitag kam zurück, holte 2015 mit dem Mixed-Team Gold seinen ersten Weltmeistertitel. Zuvor hatte er mit dem Tournee-Etappensieg in Innsbruck für das Ende einer ewig währenden Durststrecke am Bergisel gesorgt, vor ihm war 2002 Sven Hannawald der letzte Deutsche, der auf dem Hausberg der österreichischen Olympiastadt gewonnen hatte. 2016 folgte Silber mit dem Team bei der Skiflug-WM in Bad Mitterndorf, im Jahr darauf allerdings gab es keine WM-Medaille in Lahti.
In der Wintersaison 2017/18 wird Richard zum Publikums-Magnet
Aber dafür begann die Saison 2017/18 grandios. Weltcupsiege in Nischny Tagil, Titisee-Neustadt und Engelberg ließen den Schnurrbart-Träger als Weltcupführenden und Mitfavoriten zur Tournee fahren. Hier lieferte sich Freitag mit dem späteren Sieger Kamil Stoch ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das jäh endete, weil der Deutsche in Innsbruck schwer stürzte und sich dabei verletzte. Was folgte war ein Kampf um das Comeback und diesen Kampf bestritt Richard Freitag grandios. Bei dem vom vollendet fliegenden Ästheten so geliebten Skifliegen reichte es zu WM-Bronze in der Einzelkonkurrenz und bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang endlich auch zu einer Medaille – es gab Silber mit dem Team.
So hoch geflogen, so schwer aber oben zu bleiben
Ganz anders die Situation im folgenden Winter. Der begann zäh, die Form wollte sich nicht einstellen. Aber je länger die Serie dauerte, desto besser kam Freitag in die Gänge, qualifizierte sich für die WM und holte mit der Mannschaft seinen zweiten Titel. Damals wusste der Sachse noch nicht, dass es die letzte internationale Medaille sein sollte. Der Sommer 2019 verlief noch einigermaßen normal, in Hinterzarten gelang im Mixed-Team beim Grand-Prix der Sprung auf das oberste Podest, danach aber lief nicht mehr viel zusammen. Richard Freitag musste anderen Springern im DSV-Team den Vortritt lassen, kämpfte um den Anschluss, doch der wollte sich nicht mehr so recht herstellen lassen. Und so geriet der Sachse mehr und mehr ins Hintertreffen.
Am Ende fehlte wohl das Vertrauen in die eigene Leistung und sicherlich auch das Vertrauen in ihn. Noch im Februar 2022 hatte er während der Olympischen Spiele in Peking, die der inzwischen 30-Jährige nur als Zuschauer erlebte, darüber sinniert, noch einmal angreifen zu wollen. Dann aber gab es den Sinneswandel und so gab Richard Freitag an der Stelle seines größten Einzel-Erfolges, an der Skiflugschanze in Oberstdorf bekannt, die leistungssportliche Laufbahn zu beenden. Eine Laufbahn, die ebenso außerordentlich erfolgreich wie von Rückschlägen geprägt war. Der ganz große Einzeltriumph blieb dem sympathischen und intelligenten Flieger aus Sachsen verwehrt. Aber Freitag kann von sich behaupten, das deutsche und internationale Skispringen fast ein Jahrzehnt entscheidend mitgeprägt zu haben. Logisch, dass ihm die Teamkollegen am Fuße der Heini-Klopfer-Schanze Kränze wanden, logisch, dass das Publikum ihn feierte. Ein letztes Mal.

Was Richard Freitag in seinem neuen Leben anstellen wird, das steht noch nicht ganz fest. Vielleicht tritt er weiter in die Fußstapfen seines Vaters, der längst ein erfolgreicher Mediziner ist. Vielleicht bleibt er seinem Sport auf die eine oder andere Weise verbunden. Auf alle Fälle wird der Sachse jetzt erst einmal ein wenig ausruhen. Und sich im Freundeskreis mit einer ordentlichen Feier verabschieden. Jetzt steht schließlich erst einmal ein Wochenende mit sommerlichen Temperaturen vor der Tür ☀️🤩
Wir sagen DANKE für all die tollen Momente mit dir Richard Freitag!
Alles Gute für deine Zukunft und auf bald Rich! 🍀 #SkiDeutschland