Die ehrenamtlichen Willinger Helfer „Willis“ sorgten für ein reibungsloses Weltcup-Wochenende
Der 1. Durchgang beim Weltcup-Skispringen in Willingen zog sich zäh dahin. Immer wieder mussten die Verantwortlichen der FIS die Konkurrenz unterbrechen, weil der Wind über den Gipfeln des Hochsauerlandes praktisch minütlich stärker wehte. Und so schwenkten die Kameras über die weitestgehend leeren Ränge im Willinger Strycktal, zeigten schneebedeckte Traversen, zeigten Baumwipfel und Äste, die im Wind wippten, frierende Skispringer, das mitunter hektische Treiben auf dem Kampfrichterturm und einige bunte Punkte, die sich beim näheren Heranzoomen der Kamera als Menschen in orangefarbigen Anoraks entpuppten. Und den Kommentatoren Lobeshymnen entlockten.
Denn bei den bunten Farbtupfern im eher eintönigen Willinger Weiß handelte es sich ausnahmslos um „Free Willis“. Diese Spezies tritt exklusiv nur im Upland auf, ist zweibeinig, friedlich, höflich und fleißig. Und der gute Geist des Skisprung-Weltcups im Hochsauerland. Denn hinter den „Free Willis“ verbergen sich die zahlreichen freiwilligen Helfer beim Willinger Weltcup. Und die sorgten auch in diesem Winter dafür, dass das Weltcup-Wochenende auf der größten Großschanze der Welt anno 2021 nahezu reibungslos über die Bühne ging. Vom Wind mal abgesehen, aber auf den haben nicht einmal die vielen Helfer irgendeinen Einfluss.

Mehr als nur „ein paar Helfer“
Ansonsten sind die „Willis“ überall. Schon beim Weltcupauftakt vor mehr als einem Vierteljahrhundert fiel auf, dass in Willingen praktisch die gesamte Gemeinde ihren Beitrag zum perfekten Skisprungspektakel leisten will. Da wurden Hoteliers zu Kellnern, Lehrer zu Fahrdienst-Mitarbeitern, Sparkassenangestellte zu Medienbetreuern. Und diese Entwicklung setzte sich fort. Inzwischen sind es nicht mehr nur Einheimische, die zu den Helfern gehören, auch Skisprung-Fans aus der näheren und weiteren Umgebung gehören zur Schar der Freiwilligen. Und sie alle bilden inzwischen eine richtige Helfer-Familie – Markenzeichen sind die orangen Anoraks.



Geschichten am Rande des Springens
In diesem Jahr waren es ein paar „Willis“ weniger. Was nicht an fehlender Bereitschaft lag, sondern an der schnöden Tatsache, dass keine Zuschauer an die Schanze strömten, nur wenige Medienvertreter vor Ort waren, auch die V.I.P.-Betreuung glatt ausfiel. Und trotzdem gab es wieder aufregende Dinge zu erleben. Sandro Pertile beispielsweise – der FIS-Renndirektor – suchte plötzlich seine Akkreditierung. In Corona-Zeiten kann der Verlust der Zugangsberechtigung selbst beim wichtigsten Mann des Weltverbandes vor Ort schon mal zum Problem werden. Nicht so in Willingen. Einem Mitarbeiter des Fahrdienstes – natürlich ein Free Willi – fiel der die Akkreditierung suchende Italiener auf, der sammelte den Renndirektor kurzerhand ein und so konnte ein neues Kärtchen besorgt werden – ganz nebenbei, auch die verlorene Akkreditierung wurde anschließend wiedergefunden. Wieder ein Mosaiksteinchen in der inzwischen prallen Sammlung von Episoden, die in ein paar Jahren vielleicht dafür sorgen, dass die Geschichte der „Free Willis“ als Buch oder Film einem breiteren Publikum präsentiert wird.