Hat der DSV „genug“ Medaillen geholt und Erfolge mit euch gefeiert oder stand er im ewigen Schatten des Eiskanals? Und wieviele olympische Medaillen sind denn überhaupt „genug“ für den Skiverband, für #SkiDeutschland, für euch?
Das DSV Olympia Team reist mit 11 Medaillen zurück nach Deutschland
…und trägt somit ganz entscheidend zu Rang zwei im Medaillenspiegel von Olympia 2022 bei, direkt hinter Norwegen! Für den DSV Präsident qualifiziert das als „Ziel erreicht“ – besonders die vielen vierten Ränge und Corona-bedingten Ausfälle einberechnend.
Gold, Gold, Gold – Peking 22 schreibt Geschichte
Natürlich überstrahlen Goldmedaillen alles. Die von „Turbo“ Vinzenz Geiger (wir haben der Aktion einen eigenen Artikel gewidmet), die von „Umsteigerin“ Denise Herrmann und natürlich die vielleicht überraschendste der Spiele von Peking überhaupt, die der Team-Sprinterinnen Katharina Hennig und Viktoria Carl, für deren Leistung gar keine Superlative zu finden sind (im Artikel hier könnt ihr es noch einmal durchleben und durchlesen 👀).
Ewig Vierte bei Alpin? Am letzten Tag noch Silber für das DSV Team!
Aber Peking, das war mehr als Goldmedaillen zählen, Erfolge bejubeln. Peking war komplex, schwierig, manchmal fast nicht auszuhalten. Am Ende aber kann der Verband eine insgesamt erfreuliche Bilanz ziehen, ohne dabei die Schwachstellen kaschieren zu wollen. Und um gleich mit den Misserfolgen zu beginnen: Im Alpinen Bereich schrammten die Deutschen bis zum letzten Wettkampftag an Podestplätzen vorbei, wenn auch gleich zweimal denkbar knapp. Deshalb sollte man an dieser Stelle auch nicht die Grundsatzfrage stellen, denn bei der Leistungsdichte auf Rang vier zu landen ist nicht nur undankbar, sondern zeigt auf der anderen Seite auch die Zugehörigkeit zur Weltspitze. Die konnten Deutschlands Alpine am Finaltag mit Silber im Team dann auch ergebnistechnisch untermauern und gemeinhin nennt man so etwas wohl ein versöhnliches Ende, vor allem für die, die zuvor so knapp an Edelmetall vorbeigeschrammt waren.
Biathlon: Nerven behalten und der chinesischen Kälte trotzen
Das mit dem Vorbeischrammen könnten die Biathleten auch behaupten, auch hier landeten die Männer immer wieder in Schlagdistanz zu den Medaillenplätzen. Aber eben konstant daneben. Zu oft versagten die Nerven als es in die entscheidenden Phasen der Rennen ging, in der Staffel wurde es – Gold vor Augen – Platz vier, immer wieder wurden die entscheidenden Scheiben stehen gelassen, fehlte läuferisch das letzte Quäntchen, das über Sieg oder Niederlage entschied.
Bei den Frauen, die im Vorfeld der Spiele eher als das Sorgenkind gehandelt worden waren, überzeugte Denise Herrmann mit Gold im Einzel, nahm den ganz großen Druck vom Team. Herrmann gehört nun zu den wenigen Wintersportlerinnen, die in zwei Sportarten Medaillen einsammeln konnten, 2014 hatte sie in der 4×5 Kilometer Staffel der Langläuferinnen Bronze gewonnen. Und sie sicherte im Staffelrennen die nächste Medaille, Bronze wurde es am Ende und damit war das Frauenteam im Soll. Womit wir bei den erfolgreichen Disziplinen gelandet sind. Beim Skispringen beispielsweise.
Skispringen ist immer gesetzt bei Olympia
Es lastete ein ziemlicher Druck auf Markus Eisenbichler und vor allem Karl Geiger. Schließlich hatten die Woche für Woche im Weltcup überzeugt, Geiger flog gar als Führender in der Gesamtwertung nach Peking. Um dort auf der Normalschanze erst einmal zu flattern – sie kamen mit der Anlage einfach nicht zurecht, die Deutschen. Das spiegelte sich auch im Wettkampf wieder, man blieb medaillenlos. Aber weil sich Geiger Sprung für Sprung steigerte und sich die Anlage Schritt für Schritt erarbeitete, hoffte man auf den Teamwettbewerb.
Das Problem mit den Skisprung-Anzügen
Hier aber stimmte die Kleiderordnung nicht (und das nicht nur bei den Deutschen!), in der Folge blieb auch diese Chance ungenutzt. Zum Glück hatte zu diesem Zeitpunkt Katharina Schmid mit Silber im Einzelspringen da schon Edelmetall schon in der Tasche.
Was folgte war ein großer Kampf auf der Großschanze, denn auch auf der lief es von Beginn an nicht richtig rund. Aber Karl Geiger bewies in der Stunde der Entscheidung seine Weltklasse, flog zu Bronze im Einzelwettbewerb und profitierte in der Mannschaftsentscheidung auch vom unbedingten Willen seines Freunds Eisenbichler, der 2018 hatte zusehen müssen, als es Silber gab für das DSV-Quartett und der im Finale mit dem symbolischen Messer zwischen den Zähnen Bronze in Peking entscheidend absicherte. Er wollte „die Scheiß-Medaille“ (Zitat Eisenbichler) eben unbedingt. So verließ das DSV-Sprungteam Peking vielleicht nicht überglücklich, wohl aber mit der Gewissheit, geliefert zu haben. Äußere Umstände, nun ja, lassen sich eben schlecht kalkulieren.
Die Nordische Kombination mit „Ersatzspieler“ wegen Corona
Gleiches gilt, wenn auch unter völlig anderen Vorzeichen für die Kombinierer. Vor vier Jahren waren sie das Maß der Dinge, doch das hieß vor Peking Jarl Magnus Riiber. Der Norweger ist in seiner Disziplin seit geraumer Zeit dominant, springt und läuft in einer anderen Liga. Nur eben nicht bei den Spielen. Weil Riiber das gleiche Schicksal ereilte, dass auch die beiden deutschen Weltklasse-Kombinierer Terence Weber und Mehrfach-Olympiasieger Eric Frenzel bei der Einreise nach China getroffen hatte – die drei und der Este Kristian Ilves wurden Corona-positiv getestet. Die Folgen waren fast nicht auszuhalten. Isolation, im Falle Frenzel Umzug in ein anderes Hotel, die Ungewissheit, ob es zu einem Start noch reichen würde, das schlug aufs Gemüt, das war fast nicht mehr zu ertragen.
Manuel Faißt wurde nachgeholt, um im Fall der Fälle wenigstens vier gesunde Aktive für den Mannschaftswettkampf aufstellen zu können. Der musste aber zusehen, wie der erste Wettbewerb ohne ihn ausgetragen wurde, obwohl ein für die Deutschen vorgesehener Platz unbesetzt blieb. Wieder eine dieser zahllosen hochkomplexen und schwierigen Entscheidungen, die der deutsche Trainerstab um Hermann Weinbuch zu treffen hatte. Es folgten weitere: Terence Weber aus dem Team zu nehmen und durch Manuel Faißt zu ersetzen gehörte dazu, auch die Staffelbesetzung mit dem gerade der 11-tägigen „Einzelhaft“ entronnenen Frenzel und ohne Ex-Weltmeister Johannes Rydzek. Weinbuch, der Erfolgscoach, bezeichnete Peking nicht umsonst als die „schwersten Spiele meiner Laufbahn“, möglicherweise wird sein Entschluss, 2026 nicht mehr als Cheftrainer zur Verfügung zu stehen, durch die Erfahrungen von Peking noch bestärkt.

Unterkühlung, Isolation und zwei Medaillen für die Nordische Kombination
Dennoch blieb die Nordische Kombination mit Gold und Silber ein Erfolgsgarant, in Erinnerung bleiben wird dabei sowohl der „Turbo“, den Vinzenz Geiger zündete, um an Freund und Feind vorbei zu Gold zu stürmen.
Aber auch das Staffel-Drama mit Hauptakteur Frenzel gehört zu den olympischen Momenten, die die Kombinierer lieferten. Nicht vergessen werden dürfen an dieser Stelle die Ränge vier, fünf und acht für Manuel Faißt, Johannes Rydzek und Julian Schmid. Und Terence Weber, dessen Asien-Ausflug ohne Happy end blieb möchte man ermuntern, schon jetzt den Blick nach Italien zu richten, dort gibt es in vier Jahren die nächste Chance und dann ist Weber im besten Kombinierer-Alter. Aber ja – es bleibt ein schwacher Trost.
Ski Langlauf lebt! Die große Freude bei Olympia 🙌
Den hatten in den letzten Jahren die Langläuferinnen und Langläufer nach nahezu allen Großereignissen nötig. Dieses Mal nicht. Wenngleich man unterscheiden muss, zwischen den Herren der Schöpfung und den Erfolgsfrauen. Bei den Männern war eigentlich alles wie immer – man läuft der Weltspitze hinterher und auch die Abstände scheinen nicht kleiner zu werden. Aber es gibt einen Mutmacher und der ist aus deutscher Sicht weiblich.

Das deutsche Ski Langlauf Team startete gut in Peking
Schon die ersten Rennen machten Mut. Da lief Olympia-Neuling Katherine Sauerbrey im Doppelverfolger in die erweiterte Weltspitze, da hielt auch Katharina Hennig lange mit, ehe die Kräfte schwanden. Doch das war eine wertvolle Erkenntnis für die in Sonthofen lebende Sächsin. Schon im 10 km Klassik-Rennen, zugegeben Hennigs-Paradestrecke, reichte es zu einem hervorragenden fünften Platz.
Olympisches Silber für die DSV Athletinnen
Und dann kam die Staffel. Mit einem der taktisch klügsten Rennen der letzten Jahre, mit über sich hinauswachsenden Deutschen, mit einer Silbermedaille, die natürlich nicht zu erwarten, aber dafür umso schöner war, mit dem Jubel, der Freude, der wachsenden Erkenntnis, zur Weltspitze zu gehören. Denn bis auf die Russinnen hatte man alle anderen Top-Teams in die Schranken gewiesen, das ist gut für das eigene Selbstwertgefühl.
Was folgte war der Tag, der wohl allen Beteiligten für immer im Gedächtnis bleiben wird. Die Teamsprints standen an und während den Männern das Pech treu blieb – im Halbfinale machte sich ein Ski selbständig, vorbei war die Chance auf den Endlauf, hatte das Duo Hennig/Carl das Halbfinale als Sieger cool und kräftesparend überstanden.
Hennig und Carl holen Gold im Teamsprint
Das folgende Finale wird in diesem Jahr noch öfter zu sehen sein. Denn der Mittelgebirgs – Taifun, Hennig wurde im Erzgebirge groß, Carl im Thüringer Wald, wirbelte durch die Final-Loipe, erst sorgte die Sächsin dafür, dass die Medaillenchance bis zum letzten Wechsel mehr als nur intakt blieb, dann donnerte Carl die Konkurrenz mit kräftigen Doppelstockschüben auf der Zielgerade und in ihrem Heimatverein, in Zella Mehlis, da standen sie auf den Tischen. Und nicht nur dort – Gold für das Teamsprint – Team, das war wohl die emotionalste Entscheidung aus deutscher Sicht bei diesen Spielen, das war einmalig, ein echter olympischer Moment. Soll mehr als erfüllt. Jetzt darf gefeiert werden.
Olympische Ski Cross Freude für Daniela Maier
Die „neuen“ Sportarten dieses Mal zum Schluss: Daniela Maier sorgte mit Bronze beim Ski Cross für einen Podestplatz für den Skiverband, der sonst „medaillentechnisch“ eher traditionell aufgestellt war. Und das bedeutet, dass wenn tatsächlich ernsthaft Bilanz gezogen wird, die durchaus beachtliche Bilanz des DOSB aus zwei Quellen gespeist wird. Vom Bob- und Schlittenverband, denn im Olympischen Eiskanal waren die Deutschen wieder einmal unwiderstehlich und vom Deutschen Skiverband. Das ist schön, aber kein Grund für uns, sich zurückzulehnen.
Fazit, Bilanz, Olympia-Abschluss-Zeremonie: und jetzt?
Bye Bye, Beijing 👋 Wir geben alles für bessere Wettkämpfe und Spiele, bessere Platzierungen und ein besseres Miteinander im Sport. Unser Team reist nun erst einmal zurück nach Hause, die Ski-Medaillen werden erst einmal in die Vitrinen gestellt und dann die Waschmaschine angeschmissen. Es warten ja schon bald die nächsten Weltcups auf uns! 😉 #SkiDeutschland
