Der DSV Winter voller Erfolge, Überraschungen, Ausfälle und Spitzenleistungen ganz im Stile des Corona-Jahres ist geschafft. Gezeichnet für die Olympiasaison 2021/22.
DSV Winter: Springer glänzen – Kombinierer im Aufwind – Heim-WM erfolgreich
Karl der Große – der Star im Team: Das Ende war ebenso großartig wie anstrengend: Gleich viermal musste Karl Geiger in Planica zur Siegerehrung: Tagessieg mit der Mannschaft. Tagessieg im Fliegen. Ehrung für den Erfolg als Gesamtbester der Flugwoche auf dem legendären „Letalnica“-Riesenbakken in Slowenien und die kleine Glaskugel für den Gesamtsieg im Skiflug. Geiger gab zu, sich an diese Art „Stress“ durchaus gewöhnen zu können. Am Ende strahlte Geiger mit einer 7 Kilogramm-Schokolade in die Kamera. Jetzt gilt es erst einmal verdient die Reserven zuhause aufstocken.
Aber im Grunde hatte der Allgäuer schon in den Monaten zuvor reichlich Gelegenheit zur „Gewöhnung“. Denn Geiger war disziplinübergreifend der Star im DSV-Team in dieser Saison. Trotz eines Markus Eisenbichler, der im Gesamtweltcup hinter dem dominierenden Norweger Halvor Egnar Granerud einen glänzenden zweiten Platz belegte. Trotz eines Vinzenz Geiger oder Eric Frenzel. Geiger setzte die entscheidenden Duftmarken, wurde Skiflug-Weltmeister, gewann bei den Welttitelkämpfen daheim gleich zwei Titel. Dazu Silber von der (einst) geliebten Normalschanze und Bronze im Einzel auf der Großen. Damit trug der 28-Jährige viel dazu bei, dass die Saison aus deutscher Sicht durchaus als Erfolg bezeichnet werden kann. Wenngleich nicht alle Blütenträume reiften.
Langlauf stagniert
Beispiel Langlauf: Hier hatte Bundestrainer Peter Schlickenrieder schon vor Jahren den Fokus auf die Heim-WM in Oberstdorf gerichtet, musste aber bereits vor Beginn der Titelkämpfe im Allgäu einräumen, dass es zu einer Medaille wohl nicht reichen würde. Und weil auch noch Pech dazukam (Deutschlands Beste, Katharina Hennig erwischte miserables Material und Hoffnungsträgerin Victoria Carl hatte sich schon zum Saisonstart schwerer verletzt, ihr fehlten die Wettkampfkilometer), reichte es eben „nur“ zu teils beachtlichen Resultaten (Laura Gimmler). Die Weltspitze aber grüßte dennoch aus der Ferne.
Hoffnungsträger in diesem DSV Winter: Moch und Lohmann
Hoffnung macht der Nachwuchs! Bei den Welttitelkämpfen in Finnland liefen Friedrich Moch und Lisa Lohmann zu Medaillen.
Kombinierer wieder da
Beispiel Nordische Kombination: Bundestrainer Hermann Weinbuch überraschte die Öffentlichkeit nach Ende des Winters mit der Aussage, vor Jahresfrist darüber nachgedacht zu haben, die Kommandobrücke zu verlassen. Weil es Unstimmigkeiten gegeben hatte, die zu einem Trainerwechsel führten. Heinz Kuttin wurde verantwortlicher Sprungtrainer. Mit ihm zogen die Leistungen wieder an, der Rückstand, den sich die Deutschen im Vergleich zur Weltspitze eingefangen hatten, wurde weitestgehend aufgeholt. Und so durften sich Zuschauer und Zuhörer darüber freuen, dass Weinbuch nach Ende der aktuellen Saison verkündete, seinen Vertrag erfüllen zu wollen und gleichzeitig das Fazit zog, die Mannschaft habe im Corona-Winter überzeugt und den Anschluss an die Weltspitze wieder hergestellt. Was nicht nur der zweite Platz im Gesamtweltcup durch Vinzenz Geiger beweist und die Tatsache, dass das DSV-Team die Nationenwertung zu seinen Gunsten entscheiden konnte, sondern auch die WM-Resultate. Zwei Medaillen, dazu zwei vierte Plätze für Eric Frenzel – das kann sich sehen lassen. Wenngleich die Öffentlichkeit natürlich noch mehr erhofft hatte, aber eine Enttäuschung – wie hier und da behauptet – war das Abschneiden nun wahrlich nicht.


Warten auf Carina Vogt und Stephan Leyhe
Dagegen dürften einstige Leistungsträger, die es in der abgelaufenen Saison nicht in die A-Teams schafften, schon darüber nachdenken, welche Änderungen gemacht werden sollten, um zu alter Leistungsstärke zurückzukehren. Das gilt für die Skispringer um Andreas Wellinger, David Siegel und Richard Freitag. Das gilt für die Nordischen Kombiniererinnen, das gilt auch für das springende Damen-Team um Katharina Althaus. Gespannt darf man auch darauf sein, wie die Langzeit-Verletzten zurückkehren; Carina Vogt und Stephan Leyhe. Die Damen werden sich zudem an einen neuen Trainer gewöhnen müssen, denn Erfolgscoach Andreas Bauer verlässt nach zehn Jahren die Kommandobrücke. Das war lange angekündigt, bleibt dennoch ungewöhnlich. Mit „Tschaui Baui“ verabschiedet sich somit auch „Andi“ von diesem turbulenten DSV Winter.
Ab sofort im Fokus: Die Olympischen Spiele in Peking 2022
Weil das kommende Wettkampfjahr ein Besonderes wird. Dabei aber hoffentlich „anders besonders“, als die abgelaufene Saison. Denn auf Wettbewerbe unter Pandemie-Bedingungen haben alle keine Lust mehr. Leben in der „Blase“, die (berechtigte) Angst vor Ansteckung, Dauertests, Verschiebungen und Verlegungen im Wettkampfkalender, die unstete Vorbereitung, Wettbewerbsverzerrungen, weil Stars entweder direkt betroffen (Granerud, Geiger) fehlten oder -siehe Norwegens Langlauf-Teams – gar nicht erst am Weltcup teilnahmen. Und so bleibt die Hoffnung, das Deutschlands beste Nordische Skisportler eine weitestgehend normale Vorbereitung auf die Olympische Saison absolvieren können, gut in den kommenden Winter kommen und rechtzeitig zum Höhepunkt ihren Leistungszenit erreichen. Wie fokussiert man auf die Spiele in Peking ist, das zeigte in Planica Skisprung-Bundestrainer Stefan Horngacher. Der erklärte – kaum vom Trainerturm heruntergeklettert, jetzt würde es sieben Tage (!) Pause geben und dann würde die Vorbereitung auf den Olympiawinter beginnen. Um auf Nachfrage zu bestätigen: „Von Nichts kommt Nichts!“
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