Oder: Wer wird der Biathlon-Star der Spiele Olsbu Roeiseland oder Boe?
Letzte Chance für Benni Doll im Massenstart
Es ist die letzte Chance für Benedikt Doll, bei diesen Olympischen Spielen eine Medaille zu ergattern. Denn das wäre wichtig für ihn, um nach den Enttäuschungen im bisherigen Verlauf der Spiele seinen Frieden mit Peking 2022 zu schließen. Weil das auch wichtig wäre für die Mannschaft. Denn ohne Edelmetall nach Hause zu fahren, das entspricht nicht den deutschen Ansprüchen. Klar, es war einige Male verdammt eng. Aber bei Olympischen Spielen ist es wie bei den Biathlon-Schießeinlagen: Knapp daneben ist auch vorbei. Und wenn man in ein paar Jahren auf die Ergebnislisten schaut, zählen Titel und Medaillen. Über vierte und siebte Plätze wird nicht gesprochen.
Für den 31jährigen Schwarzwälder ist der Massenstart möglicherweise auch deshalb die letzte Chance, weil anno 2022 kaum vorhersagbar ist, ob Doll in vier Jahren in Antholz noch einmal im Zeichen der Ringe starten wird. Die Chancen auf einen der ersten drei Plätze stehen aber nicht schlecht, immerhin bewegte sich der Deutsche immer in Medaillennähe. Stimmt die Schießleistung, ist er in der Lage, auch ganz vorn einzukommen.

© Team Deutschland / Philipp Reinhard
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Fillon-Maillet feiert Versöhnung in Peking
Wie das geht, zeigte auf großartige Weise einer der schärfsten Konkurrenten im Kampf um den Platz an der Olympia-Sonne, Frankreichs Quentin Fillon-Maillet. Der schürfte in den Bergen nordwestlich von Peking schon reichlich Edelmetall und könnte überdies seine Olympischen Spiele nun mit dem dritten Gold krönen. Und damit endgültig Versöhnung feiern mit dem größten Sportfest der Welt, dass es 2018 nicht gut mit dem damals 25jährigen meinte. Seine Freundin und sein Schwiegervater vwaren an Krebs erkrankt, Lydie geht es inzwischen wieder gut, ihr Vater schaffte es dagegen nicht. Damals gingen dem Franzosen andere Dinge durch den Kopf als Sport oder Olympische Spiele. Folglich fuhr er medaillenlos nach Hause um vier Jahre später viel stärker zurückzukommen. Schon in der gesamten Saison zeigte der Mann aus dem französischen Jura konstant Spitzenleistungen auf höchstem Niveau, führt im Gesamtweltcup und war bei den Spielen bisher der größte (und nahezu einzige) Opponent der Norweger auf Augenhöhe.
Die Bewerber für die letzten Biathlon Medaillen
Deshalb hat das letzte Rennen bei den Männern, der Massenstart, noch einen ganz anderen – inoffiziellen – Titel zu vergeben, den des Biathlon-Kaisers von China. Die Zahl der Kandidaten und Kandidatinnen ist überschaubar.
Hier die Bewerber:
Auf Bahn eins aus Froland, Norwegen, 31 Jahre alt und bisher in Peking schon 3x Gold und 1x Bronze: Marte Olsbu Roeiseland. Was zeichnet die Sympathieträgerin aus Nordeuropa weiterhin aus? Denn sie kann schießen wie Wilhelm Tell. Sie ist in der Loipe allerdings so schnell, dass sie den abgegebenen Pfeil wahrscheinlich einholen würde. Darüber hinaus bringt Roeiseland noch einen Sack voller WM-Medaillen mit. Genauer gesagt befinden sich 11 güldene und drei aus Bronze im Sack, zwei Silbermedaillen von den Olympischen Spielen 2018 finden sich übrigens auch noch in der Tüte. Und als Morgengabe darf Marte Olsbu Roeiseland noch darauf verweisen, dass sie im Moment die Weltcup-Gesamtwertung anführt. Souverän!
Die Weltcup-Gesamtwertung hat Kandidat Nummer 2, ebenfalls Norweger, aus dem Ort Styrn, Johannes Thingnes Boe, 28 Jahre alt und Familienvater, schon einmal der Familie geopfert. Als Nachwuchs im Anmarsch war, fuhr der angehende Papa nach Hause, verzichtete auf die große Kristallkugel in der Saison 2019/20. In diesem Winter hat Boe das erneut getan, allerdings nicht der Kinder zuliebe, sondern weil er Gold wollte – Olympiagold. Hat prima geklappt, wie Marte Olsbu Roeiseland kann auch Boe schon 3 goldene und eine Bronzemedaille sein Eigen nennen. Insgesamt steht der Norweger damit bei 4x Olympia-Gold, denn schon 2018 siegte er. Dazu gewann er 2x Silber. In Sachen WM-Medaillen erscheint der Herr übrigens nicht mit Sack, sondern mit mehreren Taschen, was notwendig ist, denn 12 WM-Titel, neun Silber und 3 Bronzemedaillen müssen erst einmal verstaut werden.


Olsbu-Roeiseland oder Boe oder doch Fillon-Maillet?
Dabei kann man die Norwegerin in dieser sehr speziellen Wertung durchaus in der Favoritenrolle sehen. Der Grund für diese Prognose hat einen Namen: Quentin Fillon-Maillet. Auch hier darf ein Steckbrief nicht fehlen. 29 Jahre jung, Franzose, trainiert von Vincent Vittoz und Patrick Favre – schon das spricht für Qualität – und aus dem Jura stammend. 2018 war Fillon-Maillet schon einmal bei den Spielen dabei. Er blieb aber sportlich erfolglos, verantwortlich dafür waren schwere Erkrankungen in der Familie, die ihn psychisch nicht frei agieren ließen.
In diesem Winter ist alles anders, der frische Franzose gewann das Einzelrennen, den Verfolgungswettkampf und dazu Silber mit der Staffel und im Sprint. Und ja – seine Medaillensammlung bei Welttitelkämpfen ist nicht ganz so umfangreich wie bei den beiden Kandidaten aus Norwegen. Mit 10 Medaillen, davon 2 aus Gold und je vier aus Silber und Bronze aber äußerst respektabel. Allerdings führt Fillon-Maillet auch noch im Weltcup. Somit kann Quentin Fillon-Maillet Johannes Thingnes Boe noch sehr gefährlich werden auf der Jagd nach dem Titel des Biathlon-Kaisers von China. Und auch das hat Gründe.

© Team Deutschland / Philipp Reinhard
Alles eine Frage der Wahrscheinlichkeit
Kurzes Rechenexempel: Gewinnt Fillon-Maillet das Massenstart-Rennen von Zhangjiakou und Marte Olsbu-Roeiseland gewinnt nicht, dann heißt der Beste der Besten: Quentin Fillon-Maillet. Und Boe wäre somit der lachende Dritte im Bunde. Aber egal, wer am Ende in dieser Spezialwertung die Nase vorn hat – Großes geleistet haben sie alle drei bei diesen Olympischen Winterspielen.
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