Schattenbergschanze, Olympiaschanze, Bergisel und Paul-Außerleiter-Schanze suchen auch in diesem Winter erneut nach dem Besten der Besten. Rein statistisch gesehen sind sie wieder dran, die Deutschen. Denn erstens liegt es 20 Jahre zurück, dass mit Sven Hannawald ein DSV-Adler die Vierschanzentournee der Skispringer gewann und zweitens kann man auch 40 Jahre zurückblicken. 1982 gewann Manfred Deckert aus Klingenthal die Gesamtwertung. 1982 – 2002 -2022 – man könnte ein Muster erkennen – wenn man wollte. Schattenbergschanze, Olympiaschanze, Bergisel und Paul-Außerleiter-Schanze suchen auch in diesem Winter erneut nach dem Besten der Besten.
Die ganze Saison ist voll mit knappen Entscheidungen im Skispringen! 🙈👀 Head to Head bringt euch jede Woche wichtiges Insiderwissen des DSV mit aktuellen Stats von interwetten zusammen! Damit ihr den Durchblick für dieses Wochenende habt. 😁👇🏿👇🏻
Kein Zuckerschlecken für Weltcup-Spitzenreiter
Allerdings folgt der Sport nur höchst selten konsequent mathematischen Formeln. Und schaut man in eine andere Statistik, sieht die Sache schon wieder nicht so rosig aus. In den letzten zehn Jahren schafften es nämlich nur drei Springer, die als Weltcupspitzenreiter nach Oberstdorf angereist waren, die Tournee zu gewinnen – Gregor Schlierenzauer, Peter Prevc und Ryoyu Kobayashi. So gesehen, liegt die Siegchance für den aktuell im Gesamtweltcup Führenden, Karl Geiger, gerade mal bei 30 Prozent.
Unsere DSV-Adler für die Vierschanzentournee
Nach den Wettkämpfen in Engelberg 🇨🇭 ging es für unsere DSV Adler direkt weiter nach Oberstdorf 🇩🇪. Im Allgäu stand ein 2-tägiger Vorbereitungslehrgang auf dem Programm. Zudem wurden auch noch Materialtests gemacht. Wir sind bereit für die 7️⃣0️⃣. Vierschanzentournee!
Heimsieg nicht ausgeschlossen
Besser sieht es dagegen aus, wenn man die Gastgeber-Erfolge addiert. Deutsche und österreichische Springer gewannen von den bisher 69 Auflagen immerhin stolze 32. Etwas weniger als die Hälfte der Tourneesiege (46%) sicherte sich also eine der beiden Ausrichter.
Man kann das Thema Heimsiege auch noch spezieller fassen. Denn der letzte „Echte“ liegt gerade mal 12 Monate zurück. Karl Geiger gewann auf der Schattenbergschanze. Und weil der 28jährige ein Kind des Allgäus ist, macht der Begriff Heimsieg in Oberstdorf auch richtig Sinn. In Innsbruck dagegen galt jahrzehntelang der Sinnspruch: „Der Letzte, der am Bergisel gewann, war Andreas Hofer.“ Und der siegte während des Tiroler Volksaufstandes 1809. Das war zwar nicht ganz ernst gemeint, beschrieb aber einen Zustand, der bis zum Jahr 2000 anhalten sollte.
Der Hausberg von Innsbruck war lange Zeit ohnehin nicht die Lieblingsschanze der Österreicher. Eine Situation, die übrigens auch für die Deutschen gilt. Und gewann einmal ein rot-weiß-roter Adler, dann stammte der aus der Steiermark, Kärnten oder Oberösterreich. So musste die Alpenrepublik eben bis zur Jahrtausendwende warten, ehe mit Andreas Widhölzl ein Tiroler den Bock umstieß. Er entschied nicht nur die dritte Tourneestation zu seinen Gunsten, sondern holte auch gleich die Gesamtwertung. Widhölzl ist inzwischen Trainer der österreichischen Nationalmannschaft, vielleicht ja ein gutes Omen für die zweite Tourneehälfte insgesamt und für Innsbruck im Speziellen. Denn auf der Olympiaschanze von 1964 und 1976 werden Vierschanzentourneen gerne mal vorentschieden.
Es geht hoch hinaus
Für Pius, Markus und Co. ging es nach dem Lehrgang zurück in die Heimat. Dort stand normales Krafttraining an.
Über die Weihnachtsfeiertage können sich die DSV-Adler 🦅 noch etwas erholen, bevor es dann am 27.12.2021 zurück nach Oberstdorf geht, wo die 70. Auflage der Vierschanzentournee startet.

Bergisel-Schanze oft Tournee-entscheidend
Die Bergisel-Schanze ist speziell. Es gab diverse Umbauten, darunter auch der verschiebbare Schanzentisch. Er galt in den 1970er Jahren als die Innovation schlechthin. Und sie konnte zu Tränen rühren – Tränen der Enttäuschung, aber auch zu Freudentränen. Das letzte Paradebeispiel dafür lieferten wieder einmal die Deutschen. Bei der Tournee 2018/19 lieferten sich beispielsweise der spätere Sieger, Ryoyu Kobayashi und Markus Eisenbichler in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Der Japaner hatte bei Tournee-Halbzeit schmale 2,3 Punkte Vorsprung auf den Bayern. Dann kam Innsbruck, Eisenbichler wurde nur 13. in der Tageswertung, das Ende aller Tourneeträume. Wochen später jedoch segelte Eisenbichler auf eben jener Schanze wie ein Pfeil durch die Lüfte. Er holte sowohl im Einzelwettbewerb als auch mit der Mannschaft die Goldmedaille.
Im Team stand damals übrigens neben Karl Geiger und Stephan Leyhe auch ein gewisser Richard Freitag. Der Sachse hatte im Jahr zuvor auf der Anlage in Tirol seine Tourneechance durch einen Sturz im 1. Durchgang verspielt und musste den Wettkampf aufgeben. Weniger schmerzhaft, aber auch folgenreich war 2016 der Abflug von Severin Freund auf der gleichen Anlage ausgegangen. Freund war in der Probe in den Schnee gefallen, Sloweniens Petr Prevc lies sich die Chance nicht entgehen und nahm in der Folge dem leicht verunsicherten Deutschen die entscheidenden Meter ab.
Der Tag vor dem großen Tag
Kabine eins, ganz oben: Dort befindet sich die Werkbank unsere Techniker. Bereits seit Mittag sind sie an der Schanze und präparieren die Ski der DSV-Adler für die kommenden Wettkämpfe. Pünktlich zum Abendessen um 18.00 Uhr geht es dann zurück zum Team ins Hotel. Abgetrennt von anderen Gästen gibt es dort an einem eigenen Buffet eine ausgewogene Mahlzeit. Ein Apfelstrudel als Nachspeise als letzte große Stärkung vor dem großen Tag darf natürlich nicht fehlen. Nun aber ab ins Bett – natürlich im Einzelzimmer. Die Quali kann kommen. 💪
Psychotricks und Windlotterien
Und auch eine der schönsten Geschichten rund um die Psycho-Tricks beim Skispringen spielte sich am Bergisel ab – wenn sie denn stimmt. Mitte der 70er Jahre, als die Österreicher sich mit den Springern der DDR einen Zweikampf um die Weltspitze lieferten, griff der damalige Cheftrainer der Gastgeber, Baldur Preiml, gerne mal in die Psycho-Trickkiste.
Einer dieser Tricks beinhaltete ein Zelt im Springerlager am Berg. Die Ostdeutschen hätten zu gern gewusst, was sich innerhalb der temporär errichteten vier Wände abspielt, doch dieses Geheimnis lüfteten die ÖSV-Adler erst Jahre später. Im Zelt spielte sich nämlich gar nichts ab. Dort relaxten die Springer lediglich zwischen den Durchgängen. Nach außen allerdings wurde um die Behausung ein großes Geheimnis gemacht. Was deshalb besonders pikant war, weil in dieser Zeit ein regelrechter Krieg zwischen den heimischen Adlern und dem Rest der Springerwelt tobte, die Österreicher hatten sich nämlich durch innovative Erfindungen im Materialbereich einen großen Vorteil verschafft, den der Weltverband FIS nach Regeländerungen wieder etwas relativiert hatte.
Als nun auch noch der gesundheitlich angeschlagene Thüringer Doppelweltmeister Hans Georg Aschenbach von einem Kollegen aus Österreich eingeflüstert bekam, die Anlaufspur sei derart nass, dass man wohl besser neben der Spur anfahren solle, war das Chaos perfekt. Aschenbach versuchte sein Glück neben der Spur, war gnadenlos langsamer als die Konkurrenz und sprang entsprechend kurz – Platz 34 die Konsequenz.
Doch auch ohne Psychospiele forderte die Schanze am Bergisel ihre Opfer. Toni Innauer, Sieger von Oberstdorf und Partenkirchen, wollte den dritten Tagessieg. Er schmierte im 1. Durchgang, vom böigen Wind beeinträchtigt, gnadenlos ab und belegte in Innsbruck nur Rang 24. Er verlor auf Tagessieger Jochen Danneberg die Punkte, die er trotz des dritten Einzelerfolgs beim Dreikönigsspringen in Bischofshofen nicht mehr egalisieren konnte. Und so landeten am Ende der Tournee fünf Österreicher unter den besten Acht, der Sieger aber hieß Jochen Danneberg.
Ahonen, Weißflog, Recknagel und Wirkola – Die Besten der Besten
Danneberg gewann die Vierschanzentournee zwei Mal, sechs anderen Springern gelang das auch. Drei Tourneesiege errangen die Herren Stoch, Recknagel und Wirkola – große Namen in der Welt des Skispringens. Jens Weißflog stand vier Mal ganz oben und alleiniger Rekordhalter mit fünf Tourneesiegen bleibt auch nach der 70. Auflage der Finne Janne Ahonen, zumindest das ist schon jetzt sicher.
Was glaub ihr, wer bei der 70. Vierschanzentournee die Nase vorne hat?
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