Die Bilanz der DSV-Biathlon-Asse in diesem Winter fällt gemischt aus – Wechsel auf der Kommandobrücke – Auch Denise Herrmann-Wick verabschiedet sich
Als in Oslo die letzte Fanfare verklungen war und der Biathlon-Weltcup in der Saison 2022/23 abgeschlossen, da sorgte Mark Kirchner für den letzten Paukenschlag dieses Winters. Deutschlands Cheftrainer erklärte seine Demission beim letzten Weltcup der Saison in Oslo. „Ki“, so der Spitzname des Erfolgstrainers, erklärte seinen Rücktritt mit privaten und sportlichen Gründen.
Er wolle den Weg frei machen, um Impulse neu setzen zu können und das Team zu verjüngen und er freue sich darauf, nicht mehr 170 Tage im Jahr im Hotelbett verbringen zu müssen, begründete der 52-Jährige. Ein Nachfolger steht schon fest: Uros Velepec, wird zur neuen Saison Kirchners Amt übernehmen und zusammen mit Lauftrainer Jens Filbrich das Trainer-Duo für die Herrenmannschaft bilden.

Herrmann-Wick und Hinz künftig nicht mehr dabei

Mark Kirchner ist allerdings längst nicht der Einzige, der im kommenden Winter im Weltcupzirkus nicht mehr dabei sein wird. Vanessa Hinz hatte schon im Februar ihr Karriereende bekanntgegeben, mit Denise Herrmann-Wick macht nun auch die erfolgreichste deutsche Skijägerin der letzten Jahre Schluss. Herrmann-Wick war in dieser Saison Schutzschild und Erfolgsgarant der DSV-Mannschaft, holte bei der Heim-WM den einzigen Titel für Gastgeber Deutschland, scheffelte zudem noch zwei Mal Silber und verabschiedete sich am Holmenkollen standesgemäß, mit einem Sieg im Sprint, der ihr im Spätherbst ihrer überaus erfolgreichen Laufbahn noch eine Kristallkugel bescherte – die für den Gesamtweltcup in dieser Teildisziplin. Die Sächsin wird in der deutschen Mannschaft eine Lücke reißen.
Vielleicht kann Franziska Preuß diese Lücke schließen. Preuß laborierte auch in der nacholympischen Saison an diversen Krankheiten, schaffte es im Gegensatz zu 2022 aber nicht mehr, rechtzeitig zum Saisonhöhepunkt wieder fit genug zu werden, um chancenreich an den Start gehen zu können und musste das Wettkampfjahr vorzeitig beenden. Der sympathischen jungen Frau aus Bayern ist zu wünschen, dass sie eine problemlose Saisonvorbereitung haben wird und gesund in den nächsten Winter starten kann. Vanessa Voigt, Anna Weidel, Hanna Kebinger und Sophia Schneider werden ebenfalls versuchen, die Lücke zu schließen und mit der gerade mal 18-Jährigen Selina Grotian könnte ein neuer Stern am Biathlon-Himmel aufgehen.
Viel Bewegung auf internationaler Bühne
Auf eine neue heimische Heldin hoffen auch die Norweger. Tiril Eckhoff und Marte OIsbu-Roiseland beenden nämlich ihre Laufbahn – Eckhoff ohne in diesem Winter noch einmal ins Wettkampfgeschehen eingegriffen zu haben. COVID-19 war der Spielverderber. Für Olsbu-Roiseland reichte es trotz diverser Verletzungen, die zur Corona-Infektion noch hinzukamen noch zu zwei Goldmedaillen bei der WM. Damit hat sie jetzt 13 WM-Goldplaketten gehamstert, mehr gewann keine Biathletin vor ihr. Die Französinnen werden künftig auf Anais Chevalier-Bouchet verzichten müssen und ob Dorothea Wierer aus Italien noch ein Jahr dranhängt, lies die Südtirolerin offen. Viel Bewegung also bei den Damen.
Wirbelwind Boe
Bei den Herren feierten sie in diesem Jahr den neuen Biathlon-Messias: Johannes Thingnes Boe. 16 Weltcup-Einzelsiege in der zu Ende gegangenen Saison, dazu vier mit der Mannschaft, fünf Goldmedaillen bei der WM, das Ganze garniert mit Silber und Bronze – viel mehr geht nicht. Boe dominierte in einer Art und Weise, die der Konkurrenz nur den Kampf um die Krümel lies.
DSV-Herren mit Licht und Schatten, Doll klar im Soll
Das galt auch für Deutschlands Beste. Arnd Peiffer, 2018 Olympiasieger und inzwischen ins Lager der TV-Experten gewechselt, fasste die Saison so zusammen: „Es gab mannschaftlich Licht und Schatten, die Heim-WM ohne Medaille war enttäuschend, die Staffelresultate in den Weltcups dagegen gut.“ Benedikt Doll, der seine Karriere zum Glück fortsetzt, lieferte insgesamt ein gutes Wettkampfjahr ab, gewann in Östersund einen Weltcup, lief mehrfach aufs Podest und beendete die Saison als Vierter im Gesamtweltcup. Kein Grund zum Aufhören also für den Schwarzwälder. Die anderen Herren ließen zu oft die Konstanz vermissen. Johannes Kühn, Philipp Nawrath, Roman Rees laufen und schießen an guten Tagen mit der Weltelite mit, nur eben nicht auf durchgehend höchstem Niveau. Vielleicht können die DSV-Herren mit dem neuen Lauftrainer Jens Filbrich auf der Strecke verlorenen Boden gutmachen.

Neue Ziele
Während Sportlerinnen und Sportler – so sie ihre Laufbahn fortsetzen – jetzt erst mal ein wenig durchschnaufen können, werden die Verantwortlichen in die Analyse gehen und Pläne für die neue Saison schmieden. Dann gibt es den Höhepunkt in Tschechien, denn die WM wird in Nove Mesto in Mähren ausgetragen, mit großer Wahrscheinlichkeit wird es dort ähnlich stimmungsvoll zugehen, wie im Februar in Oberhof. Ob die internationale Konkurrenz Mittel und Wege findet, Ausnahmeathlet Boe sportlich etwas entgegenzusetzen ist nur eine der vielen Fragen, die im kommenden Winter beantwortet werden. Interessant wird sicherlich auch sein, wie sich die Weltelite bei den Frauen neu sortiert, ob sich der Biathlon-Weltverband Neuerungen einfallen lässt und – mittlerweile nicht mehr nur eine Frage am Rande – ob es einen Winter geben wird, der seinen Namen auch verdient.
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