Thomas Dreßens Sieg beim Kitzbühel Weltcup 2018 war noch eine Sensation, beim 80. Hahnkammrennen gehört er zu den Favoriten und weiß nach bereits drei Podestplätzen in dieser Saison: „Das Skifahrerische passt.“
Wengen, Kitzbühel und dann das Heimrennen in Garmisch-Partenkirchen – Zeit zum Ausruhen bleibt da für die Abfahrer keine in diesen Wochen. Thomas Dreßen hatte wenigstens den freien Dienstag vor dem Hahnenkammrennen auf der Streif genutzt, um die Beine hochzulegen. „Und den einen oder anderen Physiotherapeuten zu besuchen, damit der sein Werk an mir verrichten darf“, wie der 26-Jährige vom SC Mittenwald ankündigte. Er ist gut vorbereitet auf seinen Auftritt als Skirennläufer am Hahnenkamm, seiner Wohlfühloase seit seinem Sieg 2018.
„Kitzbühel ist etwas Besonderes. Ich freue mich riesig. Das Skifahrerische passt!“ stellte Dreßen nach seinem dritten Platz beim Lauberhornrennen in Wengen fest. Der andere deutsche Streif-Sieger Josef Ferstl hat dagegen noch ein paar Abstimmungsprobleme, der Gewinner des letztjährigen Super-G-Rennens am Hahnenkamm war deshalb auf der Trainingspiste.
Alles im Griff
Für Dreßen war das dritte Podest nach dem Sieg in Lake Louise Ende November und Rang drei beim Super-G in Gröden vor Weihnachten weniger überraschend gekommen als für seinen Cheftrainer. „Es hat im Training doch ein paar Hoppalas gegeben“, sagte Christian Schwaiger, und meinte damit einen Ausrutscher im Zielraum einen Beinahe-Sturz im Ziel-S. „Ich habe alles im Griff“, hatte Dreßen dennoch selbstbewusst nach den Testfahrten am Lauberhorn wissen lassen – und Recht behalten. Mittlerweile muss er sich an die meisten Strecken nicht mehr wie in den ersten Jahren herantasten, weil er sie bereits gut kennt, sondern kann im Training gleich ins Detail gehen und zum Beispiel an einer frecheren Linienwahl feilen. „Wir legen uns einen Plan zurecht, den ich dann im Rennen umsetze“, sagt er. Das klappt ganz gut, meistens jedenfalls.
Saison-Aus für Bormio-Sieger Dominik Paris
Es war kein Zufall, dass in Wengen jene drei Läufer ganz vorne lagen, die in dieser Saison bereits mindestens einen Abfahrtssieg geschafft haben. Dreßen gewann in Lake Louise, der Schweizer Triumphator Beat Feuz in Beaver Creek und nun in Wengen. Dominik Paris stand bei den beiden Rennen in Bormio Ende Dezember ganz oben auf dem Podest. Allerdings zog sich der Südtiroler drei Tage nach seinem zweiten Platz am Lauberhorn beim Super-G-Training einen Kreuzbandriss zu und fällt für den Rest der Saison aus.
Routinier Feuz: Dauergast auf dem Abfahrts-Podest
Schwaiger mag Dreßen allerdings noch nicht auf eine Stufe mit Feuz heben. Der sei wie Paris bis zu seiner Verletzung „jedes Wochenende fähig zu gewinnen“, sagt der Cheftrainer. „Aber ich habe im Moment nicht das Gefühl, dass Thomas jede Woche dazu fähig ist. Er hat zwar den Speed, aber bei gewissen Abfahrten braucht er noch die Routine.“ Geschuldet sei dies aber in erster Linie der einjährigen Zwangspause wegen einer schweren Knieverletzung im vergangenen Winter. „Ich bin überzeugt, dass er sonst schon so weit wäre.“
Es ist die Sicherheit, das Urvertrauen, das Dreßen im Gegensatz zu Feuz noch nicht hat, noch nicht immer haben kann. Der Schweizer ist wird demnächst 33 und hat trotz längerer Pausen wegen einer schweren Knieverletzung einige Rennen mehr in den Knochen. Routine helfe, Energie zu sparen, sagt Feuz. Der Weltmeister von 2017 stand in den vergangenen 18 Weltcup-Abfahrten nur zweimal nicht auf dem Podest.
Warten auf den ersten Streifsieg
Feuz ist ein Spezialist für die Lauberhorn-Abfahrt. Bereits zum dritten Mal gewann er im Berner Oberland. Der Weltmeister von St. Moritz 2017 ist ein gefühlvoller Fahrer und kann seine Stärken deshalb vor allem auf Pisten ausspielen, die technisch anspruchsvoll sind – wie Wengen oder Beaver Creek. Wenn brachiales Bolzen auf der extremsten Linie gefragt ist, hatte bisher Paris Vorteile. Auf der Streif hat er bereits viermal gewonnen – die Jagd auf den Rekord des Schweizers Didier Cuche (fünf Siege) muss er nun aber erst einmal verschieben. Feuz wartet noch auf seinen ersten Abfahrtserfolg in Kitzbühel. In den vergangenen beiden Jahren landete er jeweils auf dem zweiten Platz – 2018 hinter Dreßen, 2019 hinter Paris. Nun unternimmt er einen neuen Versuch, diesen Makel zu beheben. Dreßen wird versuchen, Feuz Premierensieg auf der Streif zu verhindern.