Im Sport gibt es klare Sieger. Doch oft entscheidet nur ein Wimpernschlag über Podest oder Niederlage.
Von daher wäre es vermessen, Athleten, denen der Sprung auf das Podium in den wichtigsten Wettkämpfen des Winters knapp verwehrt blieb, komplett in den Schatten der anderen rücken.
So war es ein Wimpernschlag, den Felix Neureuther beim WM-Slalom in St. Moritz vor dem Norweger Henrik Kristoffersen lag – und Viktoria Rebensburg im Super-G hinter der Schweizerin Lara Gut. Das Ergebnis: Bronze und grenzenloser Jubel auf Neureuthers, Platz 4 und Enttäuschung auf Rebensburgs Seite. Und das wegen ein paar Hundertstelsekunden.
Der Unterschied zwischen einer Medaille sowie der damit verbundenen Aufmerksamkeit und dem undankbaren Platz neben dem Treppchen ist oft minimal. Das musste auch Skicrosserin Heidi Zacher erleben. Die Bad Tölzerin zeigte bei der Freestyle-WM in der Sierra Nevada eine glänzende Vorstellung, zog ins große Finale ein und fuhr als 4. knapp am Podest vorbei.
Der Lohn in Form von Edelmetall blieb aus. Zacher deshalb als Verliererin zu betrachten, wäre falsch. 3 Saisonsiege, 2 weitere Weltcup-Podeste und Rang 4 bei der WM: Auch ohne Medaille zeigte Zacher eine starke Saison und wurde 4. der Weltcup-Gesamtwertung. Das ist das beste Ergebnis seit ihrem Verletzungs-Comeback vor 4 Jahren.
Ähnlich wie Zacher erging es dem Nordischen Kombinierer Fabian Rießle und dem Biathleten Erik Lesser beim Saisonhöhepunkt. Immerhin: Rießle wurde in Lahti Weltmeister mit der Mannschaft. Beim historischen Vierfacherfolg der Deutschen von der Normalschanze durfte er jedoch im Gegensatz zu Johannes Rydzek, Eric Frenzel und Björn Kircheisen keine Medaille in Empfang nehmen. Und auch im Gesamtweltcup rutschte der Schwarzwälder beim Saisonfinale in der Heimat noch von 3 auf 4 zurück. Dennoch bewegt er sich seit 2015 in den Top-4 der Welt und ist dort beständiger, als Rekord-Weltmeister Johannes Rydzek unterwegs.
Dass es für Erik Lesser in Hochfilzen nicht nach Wunsch lief, dürfte kein Geheimnis sein. In seiner Paradedisziplin, dem Einzel, schnappte ihm Biathlon-Oldie Lowell Bailey Bronze vor der Nase weg. Und auch mit der Staffel reichte es wider Erwarten nur zum Blechrang. Damit war der Thüringer der einzige der Stammmannschaft, der die Heimreise aus Tirol ohne Edelmetall antreten musste.
Dennoch: Als 10. des Gesamtweltcups stellte er sein bisher bestes Ergebnis ein. Und durch seinen Triumph über Martin Fourcade auf der Ziellinie beim Oberhofer Massenstart machte Lesser hinter Simon Schempp einen seit elf Jahren nicht mehr dagewesenen, deutschen Doppelerfolg perfekt. Ein solches Rennen vor heimischem Publikum ist durchaus schon mal Gold wert.