Skispringer sind Einzelkämpfer
Skispringen ist ein klassischer Einzelsport. Wenn die Konkurrenz ansteht, wird alles ausgeblendet. Dann zählen Freundschaften nicht, dann ist man nur für sich selbst zuständig. Was nichts daran ändert, dass Springer, die auch außerhalb der Schanzen miteinander gut können, sich nicht auch für den Kumpel freuen können.
Zu bewundern war das zuletzt immer bei den Adler-Brüdern aus Deutschland Markus Eisenbichler und Karl Geiger. Die konnten die Erfolge des anderen gönnen. Vorzugsweise immer dann, wenn es selbst gut gelaufen war. Da jubelte in Innsbruck 2019 Geiger als Silbermedaillengewinner mit, als Eisenbichler zu Gold flog, da schrie Eisenbichler vor Freude, als Geiger Ende 2020 zum Skiflug-Weltmeistertitel segelte. Er selbst hatte gerade Bronze ergattert. Und beim Einzelspringen in Peking, als Geiger nach langem Anlauf doch noch auf dem Bronzeplatz landete, da freute sich Eisenbichler für den Freund so, als habe er selbst gerade nach einer Medaille gegriffen.

Jeder kämpft für sich
Klar ist aber – zunächst mal will jeder weit nach vorne, da sind alle anderen Springer Mitbewerber. Dabei ist egal, ob sie im Anzug der eigenen Nationalmannschaft stecken oder dem der internationalen Konkurrenz. Bestes Beispiel dafür war das Finale des Gesamtweltcups 2015. Damals gab es ein spannendes Duell zwischen Severin Freund und dem Slovenen Peter Prevc. In Planica hatte Prevc ein Heimspiel, lag auf Siegkurs und hätte mit den dabei zu vergebenden Punkten auch den Gesamtweltcup zu seinen Gunsten entschieden. Doch ausgerechnet Landsmann Juri Tepes schnappte sich den Tagessieg vor Prevc. Er schloss damit punktgleich mit Freund die Saison ab und weil der Deutsche mehr Einzelsiege zu verbuchen hatte, ging die große Kristallkugel an den Bayern.

Es gibt aber zwei Wettkämpfe, da werden aus Konkurrenten plötzlich Partner. Da wird aus dem Einzel ein Team oder eine Mannschaft. Die Rede ist vom Teamspringen. Aber in erster Linie von der Mannschaftskonkurrenz. Olympiasieger Martin Schmitt hat das mal damit umschrieben, dass man plötzlich die Verantwortung für die drei anderen Kollegen spürt. „Wenn Du einen Sprung versemmelst, musst du in der Einzelkonkurrenz alleine damit klarkommen. Aber in der Mannschaft fühlst du dich vor den anderen wie ein Versager, wenn es an dir lag, dass die Sache in die Hose ging“, erklärte der Schwarzwälder mal auf die Frage nach der Motivation im Mannschaftsspringen.

Der Satz gilt für Frauen und Männer. Aber mit dem Druck wird verschieden umgegangen. Die Frauen legen schon gern mal „Kriegsbemalung“ an, wie Carina Vogt das einst nannte. Man malt sich die schwarz-rot-goldenen Nationalfarben ins Gesicht, um den Teamgeist zu unterstreichen. Die Herren halten sich da gerne etwas zurück. Allerdings nicht beim Feiern. Als das DSV-Quartett 2002 mit dem Hauch eines Vorsprungs Gold holte, rief Michael Uhrmann noch vor der offiziellen Siegerehrung den nächsten Mannschaftswettkampf aus: „Mal sehen, in welchen Körper mehr Weißbier reinpasst!“ Das Endresultat ist nicht überliefert…