Die Biathlon-WM in Pokljuka verlief aus DSV-Sicht nicht zufriedenstellend
Wer ausschließlich Medaillen zum Maß der Dinge macht, der muss nach der Biathlon-WM auf der Pokljuka enttäuscht sein. 2x Silber, brav verteilt auf Arnd Peiffer bei den Herren und das Staffel-Quartett der Frauen, das war’s aus deutscher Sicht. Seit der Wiedervereinigung wurden nie weniger als zwei Plaketten im Zweikampf von Laufen und Schießen errungen. Deshalb gibt es auch grundsätzlich nichts zu beschönigen: Die Erwartungshaltung war eine andere, sie wurde nicht erfüllt, Punkt. Knappes Fazit von Chef Bernd Eisenbichler: „Wir sind nicht zufrieden, die Form war insgesamt zu schwankend.“
Differenzierte Betrachtungsweise
Schaut man ein wenig genauer hin, ergibt sich ein differenzierteres Bild. Bei den Frauen war man nämlich oft genug nah dran. Franziska Preuß untermauerte ihre Zughörigkeit zur absoluten Weltspitze, kam in allen Rennen in die Top-Ten. Vanessa Hinz überzeugte ebenfalls. Das Sorgenkind war Denise Herrmann. Sie klagte über muskuläre Probleme, war läuferisch weit weg von der Bestform und konnte zum abschließenden Massenstartrennen krankheitsbedingt nicht antreten. Vielleicht war es etwas zu viel des Guten, vielleicht war es schon ein Tribut an den kommenden Winter, der ein olympischer sein wird.
Denn auch das ist klar: Slowenien lieferte wertvolle Erkenntnisse für die Olympiasaison. Auch bei den Männern. Hier lieferte Olympiasieger Arnd Peiffer, gewann Silber über die lange Distanz. Roman Rees war ebenfalls auf den Punkt fit, damit waren die Verantwortlichen auch zufrieden. Aber es gab eben auch die Geschichte um den Thüringer Erik Lesser, der schon zum Auftakt als Pechvogel auffiel und in der Staffel einen schwarzen Tag erwischte, als er als Startläufer auf der letzten Runde „blau“ ging, viel Zeit verlor und das Quartett deshalb schon nach dem ersten Wechsel chancenlos zurück lag. Solche Dinge passieren, dass es gerade zur Jahreshöhepunkt passiert, ist bedauerlich, aber nicht zu ändern. Trotzdem muss man aus der Tatsache, dass die Top-Form zum entscheidenden Zeitpunkt nicht abzurufen war, die richtigen Lehren ziehen.
Immer mehr Medaillenkandidaten
Es gehört zur DNA des Sports, dass es Siege und Niederlagen gibt. Es gehört zu den Stärken großer Athletinnen und Athleten, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Zum Lernen gehört die Analyse – und ein Blick in den Medaillenspiegel und auf die Ergebnislisten zeigt interessante Entwicklungen. Dazu zählt, dass immer mehr Länder im Team und mit herausragenden Einzelstarterinnen und -startern in die Weltelite vorrücken. Das macht die Zahl der Favoritinnen und Favoriten deutlich größer. Weiterhin sichtbar ist auch, dass Weltcupresultate im Vorfeld des Saisonhöhepunkts zwar eine Rolle spielen, aber keine Garantie für WM-Medaillen darstellen. Beispiel Norwegen – die Skandinavier sind zwar weiterhin stärkste Biathlon-Nation, die Dominanz der Vorjahre aber, die war in Slowenien nicht zu sehen.
Back to the roots
Derweil hofft der gesamte Biathlon-Zirkus auf Rückkehr zur Normalität. Denn auch das hat die WM gezeigt: Pandemiebedingt sind viele Dinge in der Vorbereitung durcheinandergeraten. Das begann schon im Sommer, das setzte sich in der unmittelbaren Saisonvorbereitung fort und das zog und zieht sich durch die gesamte Weltcupserie. Wenn spätestens im Herbst Impfmaßnahmen greifen, kann die Uhr in dieser Hinsicht hoffentlich zurückgedreht werden. Verdient hätten es alle, die die Sportart lieben und schätzen.
So geht es für unsere Biathleten nach der WM weiter: