Kombiniererkönig Eric I. sorgt in Seefeld für die erste WM-Sensation – und mit Fabian Rießle für Coup Nummer zwei.
Wenn Trainer weinen, die Konkurrenz geschockt ist, die Mannschaftskameraden staunen und der Protagonist selbst nur ungläubig den Kopf schüttelt, dann muss Außergewöhnliches passiert sein. Bei den Welttitelkämpfen der Nordischen Skisportler in Seefeld gab es beim ersten Wettkampf in der Nordischen Kombination genau diese Situation. Bundestrainer Hermann Weinbuch hatte Tränen in den Augen, als er unmittelbar nach dem Goldlauf von Eric Frenzel feststellte: „Eric ist außergewöhnlich. Er war so weit weg von der Spitze und ist dann in der Lage, so zurückzukehren.“
Wobei Weinbuch mit der Formulierung nicht die Rückkehr an Frenzels Lieblings-Weltcup-Ort Seefeld, sondern die Rückkehr an die Weltspitze meinte. Frenzel selbst hatte schon nach seinem Satz auf der Schanze am Bergisel in Innsbruck nur noch mit dem Kopf geschüttelt – 130,5 Meter, Bestweite. Die Konkurrenz bekam den Mund nicht mehr zu, alle nach dem Mann aus dem Erzgebirge gelandeten Mannschaftskameraden verneigten sich vor dem Überflieger. Dabei hatte der einstige Weltcup-Seriensieger bis eben zu jenem großartigen Satz im Wettkampf auf der Schanze nicht viel auf die Reihe bekommen, war hinter der Konkurrenz hinterhergesegelt. „Ich habe selbst nicht geglaubt, dass das passieren kann“, gab sich Frenzel nach dem Wettkampf gewohnt bescheiden und fügte hinzu: „Von solchen Tagen träumt man.“ Wie der 30-Jährige im 10-Kilometer-Lauf am Nachmittag dann aber seine Führung verteidigte, mit welcher Souveränität er sich der Angriffe aller Konkurrenten erwehrte, das zeichnet Eric Frenzel aus als einen König in seiner Disziplin, als einen der ganz Großen seiner Zunft. Zur Belohnung gab es WM-Titel Nummer 6, vielleicht der schönste, auf alle Fälle aber der überraschendste in seiner Laufbahn.
Zwei Tage später folgte der Titel im Team-Sprint an der Seite von Fabian Rießle. Beide überzeugten am Bergisel, gewannen die Sprungwertung und ließen dank eines gehörigen Vorsprungs auf Norwegen und Österreich, die Zweiter und Dritter wurden, auch in der Loipe nichts mehr anbrennen. Und so drängt sich die Frage auf: Was passiert, wenn Kombiniererkönig Eric I. beim nächsten Einzelwettkampf erst auf „seiner“ Schanze in Seefeld springt, auf der übrigens auch ein Rio Rießle bisher immer ganz gut zurecht kam? Für die Fans des Sachsens ist die Sache klar: Holt Frenzel noch mal Gold, benennen sie den Ort um, von Garmisch über Innsbruck geht es künftig dann vorbei an „Frenzelhausen“.