Es war eine leise Rückkehr in sein altes Königreich: Eric Frenzel gastierte mit dem Weltcup der Nordischen Kombinierer in Seefeld. Und im Gegensatz zu allen anderen Auftritten im letzten Jahrzehnt fand das Gastspiel etwas abseits des ganz großen Medienrummels statt. Weil Frenzel zwar gut lief und sprang, an allen drei Tagen in den Top-Ten landete, aber eben nicht noch weiter vorne, so wie sonst (fast) immer. Die Bühne gehörte deshalb dem neuen Sieger des so genannten „Triples“. Jarl Magnus Riiber aus Norwegen, der sich anschickt, ähnlich erfolgreich zu agieren, wie der kleine Sachse in den letzten Jahren. Da hatte Frenzel dominiert und die Gastgeber aus Österreich schon erklärt, ihn zum Ehrenbürger von Seefeld zu ernennen, weil er mit seinen Seriensiegen so viel Aufmerksamkeit für den Wintersportort in Tirol erregt hatte.
Erfolgsgarant und Wohlfühlort
Der Siegeszug des Deutschen begann mit einem Einzel-Weltcup-Erfolg 2010, drei Jahre später siegte Frenzel doppelt und von 2014 bis 2016 gab es nicht einen Seefeld-Weltcup, den der Mann aus dem Erzgebirge nicht für sich entschied. Frenzel galt nicht nur – aber auch wegen – dieser Erfolgsserie als König seiner Sportart und Seefeld als sein Königreich. Den Ort kurz hinter der Grenze zu Deutschland mochte er aber nicht nur wegen der Auftritte auf Schanze und Loipe. Seine Erfolge, die auch mit Gutscheinen für Urlaubsaufenthalte garniert wurden, führten zu sommerlichen Besuchen der Gemeinde mit der Familie. Man schätzte sich und fühlte sich wohl.
Duelle mit Akito Watabe
Auch 2017 reichte es für den damals 28-Jährigen noch zum Gesamtsieg. Der fiel allerdings denkbar knapp aus, weil der Japaner Akito Watabe, ein Dauerkonkurrent des Deutschen seit vielen Jahren, lange wie der Gesamtsieger ausgesehen hatte. Erst eine Energieleistung im abschließenden Langlauf brachte Frenzel wieder auf’s oberste Podest. Watabe war es auch, der den Siegeszug des Sachsen stoppte. 2018 war Akito Watabe nicht zu schlagen, holte sich mit drei Tagessiegen souverän den Pokal (und auch den Gesamtweltcup), doch die Ziele Frenzels im Olympiawinter lagen eben nicht primär in den Alpen, sondern im fernen Korea. Dort gewann der Kombinierer-König zwei Mal Gold und eine Bronzemedaille.
Medaillensegen bei der WM 2019
Seefeld aber, das blieb der Sehnsuchtsort und der Platz für die Triumphe. Denn im WM-Winter 2019, als Jarl Magnus Riiber den Weltcup dominierte, schaffte der bis dahin eher unter dem Erfolgsradar agierende Deutsche ausgerechnet im ersten Weltmeisterschaftsrennen den „turn around“. Er holte Gold, das zweite gleich im Teamwettbewerb gemeinsam mit Fabian Rießle. Dazu gab es auch noch Silber mit der Mannschaft.
Liebe zwischen Sportler und Sportstadt
Frenzel und Seefeld – das ist und bleibt eben eine Liebesbeziehung der besonderen Art. Auch wenn es in diesem Winter nicht zum Podest reichte. Nicht nur Frenzel musste die aktuelle Überlegenheit der Norweger, allen voran „Kronprinz“ Jarl Magnus Riiber, anerkennen. Und noch ist das letzte Kapitel im Seefeld-Buch des inzwischen 31-jährige Deutschen nicht geschrieben. Bis zu den Olympischen Spielen 2022 soll die Karriere des Nordischen Kombinierers noch andauern und das bedeutet eben auch, dass unter normalen Umständen noch zwei Triple-Wettbewerbe in Seefeld für Frenzel auf dem Programm stehen werden. Oder anders: Gut möglich, dass der König noch mal zurückkehrt, in sein altes Königreich.