Ungewöhnlich wie seine Laufbahn ist auch das Ende
Nein, die Saison ist noch nicht zu Ende. Für den Rest des Feldes. Für Arnd Peiffer dagegen ist Schluss. Endgültig! Denn der Niedersachse hat kurz vor dem Weltcupfinale im schwedischen Östersund nicht nur sein Saisonende erklärt, er hat gleich ganz Schluss gemacht mit dem Leistungssport.
Spezieller Karriereverlauf
So ungewöhnlich wie die Verkündung des Abschieds, so ungewöhnlich verlief auch die Karriere des 33-Jährigen. Arnd erblickte in Wolfenbüttel das Licht der Welt, in Clausthal-Zellerfeld wuchs er auf und bis zum Ende hielt er seinem Verein auch die Treue. Welcher Athlet kann schon für sich verbuchen, keine WM ohne Medaille verlassen zu haben? Zwischen Pyeongchang 2009 und dem Finale 2021 auf der Pokljuka sammelte Peiffer insgesamt 17 Plaketten, fünf davon aus Gold. Und auch bei Olympischen Spielen konnte einer der wichtigsten Leistungsträger des DSV glänzen. Silber in Sotschi mit der Staffel (diese Medaille könnte sogar noch zu Gold werden, wenn die Disqualifikation der russischen Staffel wegen Dopings erfolgen sollte), Silber auch mit dem Team vier Jahre später in Pyeongchang. In Korea gelang ihm wohl auch sein wichtigster und wertvollster Erfolg: Gold im Sprint.
Peiffer, der Unprätentiöse
Jetzt hat er es wahr gemacht. Ohne viel Tamtam, ohne großes Aufsehen, mehr oder weniger im Vorbeigehen. Ungewöhnlich, ein Jahr vor den Olympischen Spielen, aber wer Arnd Peiffer kennt, der weiß, der Schritt ist wohlüberlegt. Wer die Lücke schließen kann, ist derzeit völlig offen. Wer mit Zimmerkumpel Erik Lesser jetzt den Podcast „Das Biathlon Doppelzimmer“ weiter betreibt, ebenso. Beim Skiverband hofft man, dass Arnd Peiffer nicht völlig von der Bildfläche verschwindet, sondern künftig seine Kenntnisse und Erfahrungen an Jüngere weitergibt – in welcher Form auch immer. Und man wird ihm auch öffentlich ein herzliches Dankeschön aussprechen für die außergewöhnlich erfolgreiche Karriere eines uneitlen, meinungsstarken und selbstkritischen Sportlers. Er hat den Biathlonsport in Deutschland und der Welt mehr als ein Jahrzehnt lang geprägt.
Gold bei Olympia als Karrierehighlight
Und auch dieser Erfolg war ungewöhnlich. Peiffer erklärte, er wäre nach den schlechten Sprintleistungen von Vancouver und Sotschi auch mit Rang 6 oder 8 zufrieden gewesen, so aber sei die Sache natürlich top – wenn auch unerwartet. Und das hatte Gründe: Am Morgen des Wettkampftages hatte der spätere Olympiasieger erst den Schlüssel zum Waffenschrank vergessen, dann brach der Schlagbolzen des Gewehrs. Kurz vor dem Wettkampf stolperte der designierte Champion noch von einer Treppe und prellte sich den Ellenbogen. Was den Mann aus dem Harz nicht davon abhielt, fehlerfrei zu schießen, schnell zu laufen und sich den obersten Platz auf dem Treppchen zu sichern. Es ist aber nun nicht so, dass Peiffer von Sieg zu Sieg eilte. Auch dramatische Stürze zählten zu seinem Repertoire. 2016 und 2019 gingen die sogar blutig aus und mit Gehirnerschütterungen. Grundsätzlich erschüttert haben den Polizeimeister diese Rückschläge aber nie. Wenngleich – nach dem Sieg in Korea dachte der damals angehende Familienvater über das Karriereende nach.