Als Denise Herrmann 2014 in Sotschi Olympia-Bronze mit der Langlauf-Staffel der Damen holte, dachte so mancher, die Nachfolgerin von Evi Sachenbacher-Stehle oder Claudia Nystad gesehen zu haben.
Herrmann war die Nummer Eins im Deutschen Team. Sie spielte besonders ihre Sprintqualitäten aus, erreichte mehrere Podestplätze und wurde in dieser Sparte Gesamtweltcup-Zweite. Doch das Sportlerschicksal wollte es anders. Anstatt die Nachfolge von Nystad anzutreten, trat die inzwischen 30-Jährige in die Fußstapfen von Kati Wilhelm – als Weltmeisterin im Biathlon mit langläuferischer Vorgeschichte.
Langlauf oder Biathlon?
Kati Wilhelm hatte sich um die Jahrtausendwende entschlossen, dem Langlauf abzuschwören und sich stattdessen dem Biathlon zugewandt. In ihrem neuen Sport wurde sie Weltmeisterin und Olympiasiegerin. 5 WM-Titel, 3 x Olympiagold und insgesamt 20 Medaillen bei Großereignissen stehen auf der Habenseite der Thüringerin. Sie erlebte Herrmanns Triumph als ARD-Expertin live vor Ort.
Ausgerechnet in Östersund, dem Ort, der für Herrmann so etwas wie ein Türöffner war. Hier gelang der Frau vom WSC Erzgebirge Oberwiesenthal ihr erster Weltcupsieg. Hier holte sie sich nun auch ihren ersten WM-Titel, nachdem es zuvor in der Mixed-Staffel schon zu Silber gereicht hatte.
Türöffner Östersund
Dass die Schießserie der Wahl-Ruhpoldingerin dabei mit 0-0-2-0 exakt das gleiche Trefferbild aufwies, wie bei ihrem ersten Sieg, ist sicher Zufall. Dennoch hatte Herrmann diese Petitesse sofort nach Wettkampfende parat. Und noch mehr sprudelte aus der neuen Weltmeisterin heraus. So berichtete sie über die Schwierigkeiten bei der Umstellung von der alten zur neuen Sportart. Von Ängsten am Schießstand, von individuellem Trainer. Von langsam einkehrender Routine und von vielen Freunden, Helfern und Unterstützern, die den Weg nach Östersund überhaupt erst möglich gemacht hätten.
Und was folgt nun? Wandelt Herrmann weiter auf Wilhelms Spuren und versucht, als ihre Nachfolgerin in den kommenden Jahren nochmal richtig viel Edelmetall anzuhäufen? Oder bleibt Herrmann einfach Herrmann und geht ihre eigenen Wege? Das ist ihr auf jeden Fall zu wünschen. Denn Vergleiche mit Vorgängerinnen werden den aktuell Aktiven einfach nicht gerecht.