Sie sind die absoluten Speerspitzen: Athleten, die einen Erfolg nach dem nächsten feiern und so ihre Mannschaft oder Nation im Weltcup wie bei Großereignissen reüssieren lassen.
Solche Speerspitzen sind zum Beispiel Johannes Tignes Bö und – kaum zu glauben, dass hier nun schon fast das Imperfekt angewendet werden muss – Martin Fourcade. Die deutschen Herren äußern schon seit einigen Jahren immer wieder zu Saisonbeginn, dass es schwer sein wird, einen Bö oder Fourcade zu schlagen. Dass man aber versuchen wolle, sie so oft wie möglich zu ärgern. Und dieses Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten kommt nicht von ungefähr.
Zwar verfügt das deutsche Team über keinen solchen Überflieger wie Norwegen oder Frankreich, dafür ist es breit aufgestellt. Heißt: sowohl Arnd Peiffer, Simon Schempp, Benedikt Doll als auch Erik Lesser sind an einem guten Tag in der Lage, Rennen für sich zu entscheiden oder auf das Podest zu laufen. Im Weltcup und bei Titeljagden. Das haben sie nicht zuletzt bei der WM in Hochfilzen gezeigt, als Doll und Schempp zwei von vier möglichen Einzeltiteln holten. Und auch die Bilanz von Pyeongchang kann sich sehen lassen: Gold für Peiffer, Silber für Schempp, Bronze für Doll und die Staffel – keine andere Nation holte in Korea mit so vielen verschiedenen Namen so viele Biathlon-Medaillen, wie die Mannschaft von Mark Kirchner.
Kurz vor der WM in Östersund lassen auch die DSV-Damen eine solche Entwicklung erkennen. Und das ist relativ neu, denn zuletzt lebte das Team sehr von seiner Speerspitze. Doch die Gesundheit meinte es im letzten Sommer nicht gut mit Laura Dahlmeier, so musste die Partenkirchnerin ihre Kräfte gezielt einsetzen, was seltenere Auftritte im Weltcup zur Folge hatte. Dafür entwickelt sich seit Januar langsam aber beharrlich eine in dieser Mannschaftskonstellation und in einer Saison noch nicht dagewesene Breite. Von diesem Potenzial waren die neuen Damentrainer allerdings schon zu Saisonbeginn überzeugt.
Nachdem Dahlmeier bei ihrem Weltcup-Comeback im Dezember in Nove Mesto für das erste Saisonpodest der Damen sorgte, platzte in Ruhpolding für Franziska Preuß der Knoten. Die hatte beim Massenstartrennen einen perfekten Tag und lief vor ihrem Heimpublikum in der Chiemgau Arena zu ihrem ersten Weltcupsieg. Für den zweiten Saisonsieg sorgte Laura Dahlmeier eine Woche später in Antholz, Vanessa Hinz wurde Dritte und sicherte damit das erste Doppelpodium für die DSV-Damen seit zwei Jahren ab. Den dritten Saisonsieg und das zweite Doppelpodium des Winters bescherten Denise Herrmann und Franziska Hildebrand bei der WM-Generalprobe in Soldier Hollow. Für Herrmann war es der lang erwartete Beweis, dass sie das Siegen nicht verlernt hat. Für Hildebrand war Rang zwei hinter ihrer Teamkollegin bereits der zweite Podestplatz in den USA.
Für die Trainer und die Athletinnen waren die letzten Wochen vor der WM der Nachweis, dass der angestrebte Formaufbau in Richtung Saisonhighlight funktioniert hat. Sie und ihre Mannschaft können nun mit fünf Podestläuferinnen und breiter Brust nach Schweden reisen, und dort mit der ein oder anderen Medaille liebäugeln.