Lang ist’s her
Vorab: Ja, es gab die Militärpatrouille. 1924 bei der Olympischen Winterpremiere in Chamonix, als Demonstrationssport dann auch noch 1928, 1936 und 1948. Aber die eigentliche Olympische Biathlon-Geschichte begann 1960 in Squaw Valley. Und bis 1968 liefen die Deutschen, egal ob aus dem Osten oder Westen, brav hinterher.
Das änderte sich 1972, als der Zinnwalder Hansjörg Knauthe in Sapporo im Einzel Silber gewann. Das trug seinen Namen damals zu Recht, denn es gab nur einen Einzelwettbewerb. Kinder in der DDR lernten Biathlon eher in der Schule kennen. Die Geschichte von der deutsch-sowjetischen Freundschaft wurde damals gern mit dem Beispiel des Biathleten Dieter Speer untermalt. Er lieh seinem russischen Kontrahenten Alexander Tichonow einen Ski, weil er sah, dass dieser sich seinen bei einem Sturz als Startläufer der UdSSR-Staffel zerbrochen hatte. Wurde zur Kenntnis genommen, machte die Sportart aber nicht populärer.
Deutsche Biathlon-Legenden
Bekannt wurde der Winterzweikampf aber auch ohne Propaganda, sondern wie immer durch erfolgreiche Protagonisten. Der erste hieß Frank Ullrich, wurde 1980 erster deutscher Olympiasieger und machte später als Trainer Karriere. Inzwischen ist der mittlerweile 64jährige Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des Sportausschusses des Deutschen Bundestages. Klaus Siebert und Eberhard Rösch seien an dieser Stelle auch erwähnt. Letzterer begründete eine Familiensage im Zeichen der Sportart.
Auf Ullrich folgte Frank-Peter Roetsch im Osten und als Initialzündung für Westdeutschland Peter Angerer. Der blonde Bayer begann seine Medaillenjagd 1980 mit Bronze in Lake Placid. Es folgt jede Menge Edelmetall bei Weltmeisterschaften und Gold in Sarajevo. Spätestens da hatte auch die Bundesrepublik die Sportart auch für sich entdeckt. Und Angerer durfte 1988 als Fahnenträger die Mannschaft in Calgary anführen, holte mit der Staffel noch einmal Silber.
Die Biathlon-Stars von damals und heute
Was folgte, waren fette Jahre, es gab nicht nur den Star, sondern Teams, aus denen einzelne Sportler immer wieder herausragten. Ab 1992 auch Sportlerinnen, denn endlich durften auch die Frauen bei den Spielen ran. Antje Misersky und Mark Kirchner machten 1992 nach der Wiedervereinigung den Anfang.
Die Namen aller Überflieger in schwarz-rot-gold aufzuzählen würde jeden Rahmen sprengen. Deshalb nur stellvertretend ein paar Namen, an die man sich sicher noch erinnert: Luck, Sven und Fritz Fischer, Sendel, Steinigen, Greis und Groß, Michael Rösch, der Sohn von Eberhard, Böhm, Schempp und Peiffer. Und im Moment heißen die Protagonisten, die es in China richten sollen, eben Kühn und Doll, Lesser und Rees.
Biathletinnen holen auf
Aber wenn die Herren der Schöpfung ehrlich sind, dann müssen sie zugeben, dass sie inzwischen schon ein wenig im Schatten der Frauen stehen. Nach Antje Misersky folgten mit Petra Behle und Uschi Disl oder Simone Greiner-Petter-Memm die ersten Frauen, die die Sportart ins Licht der Öffentlichkeit rückten. Dann gab es die Generation der Henkel, Glagow, Hauswald, Wilhelm und Co. Und waren die schon extrem populär, wurde das durch zwei Frauen noch getoppt. Sie können beide als Jahrhundert-Talente durchgehen und traten praktisch unmittelbar aufeinander ihre Siegeszüge an: Magdalena Neuner und Laura Dahlmeier.