Im sportlichen Wettkampf, egal in welcher Disziplin, sind die Regeln klar definiert: Wer ohne Einfädeln am schnellsten durch den rot-blauen Parcours kommt, gewinnt. Wer daneben schießt, muss in die Strafrunde. Und wer nach einem weiten Sprung von der Schanze eine perfekte Telemark-Landung setzt, freut sich über zusätzliche Bewertungspunkte. Deutlich offener und komplexer gestaltet sich das Miteinander abseits der reglementierten Wettkampfveranstaltungen. Natürlich existieren auch für den zwischenmenschlichen Umgang soziale Normen und Verhaltensweisen, die gemeinhin als „angemessen“ und „korrekt“ empfunden werden. Aber selbst ein einmaliges Fehlverhalten kann hier unter Umständen ein ganzes Leben, nicht nur ein Sportlerleben, zerstören.
„Wir schauen hin und geben sexualisierter Gewalt keine Chance!“
Sexualisierte Gewalt: Deine Grenzen bestimmst du selbst!
Gewalt in jeglicher Form bis hin zu sexuellem Missbrauch gibt es überall in der Gesellschaft – leider auch im Sport. In vielen Fällen ist bekannt, dass andere Menschen aus dem System gemerkt haben: „Da ist irgendwie etwas.“ Oft werden die Geschichten aber nicht geglaubt. „Es kann nicht sein, was nicht sein darf.“ Neben unangemessenen Berührungen beginnt sexualisierte Gewalt bereits bei sexistischen Witzen, anzüglichen Bemerkungen oder Blicken. Die ersten Schritte sexualisierter Gewalt sind also ganz alltägliche Dinge. Dinge, die an sich in Ordnung sind aber ins Anzügliche gedreht werden, d.h. sexualisiert werden, um Macht auszuüben und jemanden zu demütigen. Es gibt immer wieder Situationen im Sport, wo gepusht wird, wo Leistungen gefordert werden, das gehört dazu. Und wo die Grenze ist, wo du anfängst, dich unwohl zu fühlen, das entscheidest du selbst und das muss von den anderen akzeptiert werden. Um dieses Bewusstsein zu schärfen und eine sicheres Umfeld schaffen zu können, wollen wir gemeinsam mit Snowboard Germany auf das Thema aufmerksam machen – wir schauen hin!
Vertrauensvolles Miteinander: Wir bleiben sportlich und fair!
Unsere Verantwortung beschränkt sich nicht nur auf die Entwicklung von sportlichen Leistungen und die Förderung körperlicher Gesundheit, sondern schließt ganz explizit die Persönlichkeitsentwicklung und das Wohlbefinden aller Protagonisten mit ein.
Um das Potenzial des Sports zu nutzen und möglichen Tätern keine Plattform zu bieten, sehen sich die Spitzenverbände gemeinsam mit den Landesskiverbänden in der Verantwortung, allen Beteiligten ein sicheres Umfeld zu gewährleisten und ein respektvolles Miteinander zu leben. In diesem Zusammenhang sollen somit auch präventive Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt etabliert werden, denn „gegenseitiger Respekt“ und die „Wertschätzung jedes Einzelnen“ sind für den Deutschen Skiverband und Snowboard Germany keine wohlklingenden Schlagwörter, sondern zentrale Bausteine der Verbands-DNA. Mit dem Präventionsprogramm „Schneesport schaut hin!“ sensibilisieren wir für einen offenen Umgang mit dem Thema und senden an den gesamten Schneesport – vom breitensportlichen Vereinssport bis zum Spitzensport – eine einheitliche Botschaft: Eine Kultur des Hinsehens und der Aufmerksamkeit zu leben – und dabei gleichzeitig für ein vertrauensvolles Miteinander zu stehen! Zur Prävention und Intervention geben wir mit einer Broschüre und einem E-Learning-Modul praxisnahe und umsetzbare Empfehlungen für alle Verantwortlichen.
Schneesport schaut hin!
Unter diesem Motto richten sich die beiden Wintersportverbände DSV und SNBGER mit einem gemeinsamen Präventionsprogramm zur sexualisierten Gewalt an alle Verantwortlichen, an Trainer, Übungsleiter, Eltern und Funktionsträger in den Vereinen und Schneesportschulen. Von der Basis bis hinauf zur Weltspitze.
„Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen!“ Genauso braucht es ein ganzes Dorf, um ein Kind zu schützen. Es reicht nicht, wenn es in einer Organisation eine Ansprechperson gibt. Letztendlich braucht es alle, die aufmerksam hinschauen und etwas sagen, wenn an einer Stelle etwas nicht in Ordnung ist, um im zwischenmenschlichen Miteinander ein Umfeld des Respekts und der Anerkennung aufzubauen. Die Projekte der verbandsübergreifenden Initiative sollen jedem Einzelnen einen Zugang zu dem Themenfeld sowie einen „Umgang“ damit ermöglichen. Sowohl im präventiven Sinne, als auch bei der Intervention und Aufarbeitung von konkreten Fällen.
Schau auch du hin und übernehme Verantwortung, egal, ob als Kaderathlet, in deinem Verein oder gegenüber deinen Trainingspartnern. Denn: Eine Kultur der Aufmerksamkeit beginnt bei jedem Einzelnen!
Bei aller Problematik und der gebotenen Sensibilität sollten wir am Ende doch eines nicht vergessen: Sport soll in erster Linie Spaß machen. Egal ob im absoluten Spitzenbereich oder als reines Freizeitvergnügen. Im Training wie im Wettkampf. JA! SPORT MACHT SPASS! UND DAS SOLL, DAS MUSS AUCH SO BLEIBEN. Mit all seinen Emotionen. Am liebsten mit Freudentränen. Aber eben auch mit bitteren Momenten der Enttäuschung, wenn es vielleicht nicht bis ganz aufs Podium gereicht hat. Dann darf, dann muss es auch mal eine mitfühlende Umarmung sein. Ein paar motivierende Worte. Ein aufmunterndes Schulterklopfen. Ja! Wir wollen eine Kultur des Hinsehens! Aber bitte keine Kultur des gegenseitigen Misstrauens.
„Wir bleiben sportlich und fair!“
Die Broschüre zur Prävention sexualisierter Gewalt
Die Handlungsempfehlungen dienen als Orientierung und zeigen mögliche und notwendige Schritte in diesem Themenfeld auf. Sie basieren auf einer spezifisch durchgeführten Risikoanalyse, die durch die Betrachtung der Vertrauensbeziehungen, Situationen und Rituale aus der Praxis sowie der Kultur und Struktur im Deutschen Skiverband und Snowboard Germany mögliche Gefährdungsaspekte identifiziert. Zudem liefert die Broschüre Hintergrundinformationen zur Definition sowie zu spezifischen Bedingungen und konkreten Formen von sexualisierter Gewalt, stellt wichtige Aspekte zur Identifikation von Tätern dar und gibt konkrete Empfehlungen zur Prävention. Darüber hinaus werden Maßnahmen zum professionellen Umgang mit konkreten Verdachtsäußerungen erläutert und erklärt, wie in konkreten Fällen interveniert und sorgfältig aufgearbeitet wird.

„In einem Umfeld gegenseitiger Wertschätzung und in einem vertrauensvollen Miteinander ist kein Platz für sexualisierte Gewalt.“

Die Broschüre und das E-Learning-Modul „Schneesport schaut hin!“ vermitteln nicht nur das notwendige Wissen, um sexualisierte Übergriffe und Gewalt im Schneesport zu verhindern. Sie geben zudem konkrete Empfehlungen zur Prävention und Intervention und zeigen die richtigen Voraussetzungen zur Entwicklung einer Kultur des Hinsehens auf. Trainer, Übungsleiter und andere Funktionsträger, aber auch Sportler und Eltern werden anhand von Fallbeispielen und Anwendungsaufgaben für das Thema sensibilisiert.
„Schau hin und sag was!“: Das Planspiel zur Prävention sexualisierter Gewalt
Sexualisierte Belästigung und Gewalt kann jeden treffen. Doch wie schützen wir die Betroffenen und unterstützen Beobachtende dabei einzuschreiten? Mit unserem Planspiel „Schau hin und sag was!“ wollen wir die notwendige Handlungskompetenz vermitteln, um sexualisierte Übergriffe und Gewalt im Ski- und Snowboardsport zu erkennen und zu verhindern. Die Spieler machen harmlose Beobachtungen sowie Beobachtungen, die sich zu schweren Grenzverletzungen und sexualisierter Gewalt entwickeln. Sie müssen abwägen, ob ein Einschreiten notwendig ist und welche Kontaktperson die Richtige ist, um erfolgreich einzuschreiten und weitere Situationen zu verhindern. So werden die Spielenden dafür sensibilisiert, Beobachtungen einzuschätzen, den richtigen Zeitpunkt zu erkennen, wann eingeschritten werden sollte und die passende Kontaktperson auszuwählen.
Ansprechpartnerin Deutscher Skiverband: Carolin Heuberger
Telefon: 089-85 790 338 | psg@deutscherskiverband.de
Ansprechpartnerin Snowboard Germany: Susanne Borth
Telefon: 089-85 790 338 | psg@snowboardgermany.com