Bei der FIS Nordischen Skiweltmeisterschaft im österreichischen Seefeld werden in gut einer Woche die ersten Medaillen vergeben. Gerne gehandelt im Vorfeld solcher Großveranstaltungen: die heißesten Titel-Favoriten.
Die Skilangläufer werden im Sprint um das begehrte erste Gold kämpfen. Die Titelanwärter kommen – wie sollte es anders sein – aus Skandinavien. Bei den Herren geht im Sprint eindeutig alles über Johannes Hoesflot Kläbo. Nur einmal hatte der Norweger in diesem Winter das Nachsehen und wurde beim Saisonauftakt in Ruka Zweiter hinter Alexander Bolshunov aus Russland. Danach stellte Kläbo die Verhältnisse wieder klar und siegte in jedem Sprint, in dem er am Start war. Wohlklingende Namen wie Pellegrino, Chavanat oder Brandsdal sollte man allerdings im Hinterkopf behalten. Und Bolshunov könnte eine Rolle spielen, ist insgesamt über die Distanz jedoch stärker einzuschätzen.
Bei den Damen kommt Kläbos Landsmännin Maiken Caspersen Falla rechtzeitig zur WM in Form. Sie gewann in Lahti und Otepää, muss sich in Seefeld aber erst einmal gegen die Schwedinnen behaupten. Gegen Stina Nilsson zum Beispiel, die im Saisonverlauf bisher vier Sprints für sich entschieden hat und die Disziplingesamtwertung anführt. Oder Maja Dahlqvist, die sechsmal auf dem Weltcup-Podium stand, der ein Sieg aber noch fehlt. Außerdem ist bei Großereignissen wie auch im Weltcup immer mit den US-Girls zu rechnen! Dies gilt auch für die Distanzrennen, wobei die Norwegerin Therese Johaug der Konkurrenz über zehn Kilometer in der ersten Saison nach ihrer Dopingsperre definitiv zeigt, wo Bartel den Most holt. Gut, dass die Skandinavier, anders als im Weltcup, bei den Staffelwettbewerben nur ein Team pro Nation ins Rennen schicken können.
Ähnlich dominant wie Johannes H. Kläbo im Sprint sind in diesem Jahr der Norweger Jarl Magnus Riiber in der Nordischen Kombination und Ryoyu Kobayashi bei den Skispringern. Riiber hat bereits in Klingenthal den Gesamtweltcup klar gemacht. Elf Einzelsiege und weitere Podestplätze ebneten dem Norweger den Weg zum erfolgreichsten und beständigsten Kombinierer der Saison 2019. Keine Frage, dass er es ist, der in Seefeld geschlagen werden muss – auch wenn es sich hier um Eric Frenzels Wohnzimmer handelt.
Ähnliches gilt für den Japaner Kobayashi, der bisher zehn Saisonsiege auf dem Konto hat. Auch wenn der Vierschanzentournee-Sieger von 2019 nach dem Klassiker etwas schwächelte, verlernt hat er sein System nicht! Allerdings kommen Olympiasieger Kamil Stoch und Lokalmatador Stefan Kraft immer besser in Fahrt. Man darf gespannt sein.
Das darf man auch bei den Skisprung-Damen. Zwar hat zuletzt Olympiasiegerin Maren Lundby vermehrt auf sich aufmerksam gemacht und führt auch im Gesamtweltcup, gar so dominant wie ihr männliches Pendant ist die Norwegerin jedoch noch nicht. Interessant ist vor allem, dass Sara Takanashi, die das Damen-Skispringen jahrelang beherrscht hat, aber bei Großereignissen nie Gold gewinnen konnte, in dieser Saison erst beim letzten Weltcup vor der WM ganz oben auf dem Podest stand. Ein Formanstieg passend zur WM?
Und ob sie es wollen oder nicht, im gerade noch ins WM-Programm gerutschte Teamspringen der Damen sind die DSV-Springerinnen die Favoriten. Mit drei Damen in den Top-5 des Gesamtweltcups und den beiden bisher gewonnenen Team-Wettbewerben der Saison unterstreichen sie ihre mannschaftliche Stärke.
Dennoch ist eines bei der Frage nach den Top-Favoriten vor Großereignissen immer klar wie Kloßbrühe: Das Event hat seine eigenen Gesetze, es schreit nach Überraschungssiegern und außerdem kommt es meist anders als man denkt. Das werden wohl auch alle Top-Favoriten sagen.