Der frühe Vogel…
Er wirkte fast ein bisschen erleichtert, als nach dem Finale in Kuusamo am Sonntag die Zahl 2 hinter seinem Namen auftauchte. Was nur zur Hälfte richtig ist, denn natürlich hätte Markus Eisenbichler auch den dritten Saisonweltcup liebend gern zu seinen Gunsten entschieden. Doch die schnöde Tatsache, dass auch „Eisei“ nicht jeden Wettbewerb gewinnen kann, lässt den Bayern vom Olymp der Skisprung-Götter zurückkehren ins Reich der Menschen. Mit einer weichen Landung. Schließlich ist der zweite Platz ebenfalls ein absoluter Spitzenwert.
Der Skisprung Überflieger von Wisla
Zuvor hatte der 29-Jährige allerdings die Konkurrenz fast nach Belieben beherrscht, war sowohl zum Auftakt im polnischen Wisla, als auch im kalten Finnland mit Abstand der Beste. Ein früher Vogel halt! Und: Es bedurfte schon eines außergewöhnlich weiten Satzes von Norwegens Halvor Egner Granerud, um den Deutschen, der auch in Kuusamo nach Durchgang eins noch in Front lag, auf den zweiten Rang zu verweisen.
Erinnerungen an Martin Schmitt
Der sensationelle Auftakt weckt Erinnerungen an über 20 Jahre zurückliegende Glanzzeiten des deutschen Springens. Denn es gibt Parallelen zwischen der Performance, die am Ende des letzten Jahrtausends ein gewisser Martin Schmitt zelebrierte und dem aktuellen Auftreten Eisenbichlers. Damals hatte der zu diesem Zeitpunkt gerade 20-jährige Martin Schmitt zum Weltcupauftakt 1998/99 in Lillehammer die Konkurrenz gleich zweimal gnadenlos abgehängt, siegte anschließend auch noch in Chamonix, ehe der Finne Janne Ahonen den Siegeszug des Deutschen unterbrechen konnte. Es war der Beginn einer beeindruckenden Serie deutscher Dominanz, Schmitt und später Sven Hannawald bildeten ein Erfolgsduo, machten als „Überflieger“ auf und neben den Schanzen auf sich aufmerksam.

Der nächste Höhepunkt: die Skiflug-WM
Schaut man noch einmal auf die Saison 1998/99 zurück, dann bleibt nicht nur der großartige Einstieg des Mannes aus Furtwangen in Erinnerung, der Schwarzwälder gewann fast folgerichtig auch den Gesamtweltcup und wurde bei der WM in Ramsau Weltmeister mit dem Team und im Einzelspringen von der Großschanze in Bischofshofen. Dies als Angebot würde Markus Eisenbichler wahrscheinlich sofort unterschreiben. Allerdings: Damals gab es noch eine Vierschanzentournee, die Erwartungshaltung im Land war riesig, denn Schmitt hatte inzwischen auch noch in Predazzo gewonnen, siegte zum Auftakt in Oberstdorf, wurde auch beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen Erster, doch in Innsbruck verlor der Schwarzschopf nicht nur das Springen, sondern auch die Tourneewertung, die angelte sich sein schärfster Konkurrent, Janne Ahonen. Und der Vergleich zwischen dem Schwarzwälder und dem Bayern hinkt aus zwei weiteren Gründen: Eisenbichler hat bereits vier goldene WM-Schneesterne für Weltmeistertitel in der Vitrine hängen, Schmitt betrat 1999 in Seefeld weltmeisterliches Neuland. Außerdem gibt’s in der aktuellen Saison noch einen weiteren Höhepunkt: Die Skiflug-WM in Planica.
Mit einem heißen Anwärter auf den Titel: Markus Eisenbichler.