Wenn kurz vor dem Jahreswechsel in Oberstdorf die besten Skispringer der Welt wieder abheben, dann hat die traditionelle Vierschanzentournee eine ihrer härtesten Bewährungsproben in ihrer Geschichte vorerst bestanden.
Zum 69. Mal wird dieses Ereignis, inzwischen nicht nur ob ihrer langen Tradition eine feste Größe im internationalen Sportkalender, ausgetragen. Die Tournee hat zahllose Stürme überstanden, sei es Ende der 50er der unsägliche Flaggenstreit, sei es Tauwetter oder Wind. Ausgefallen ist die Tournee noch nie – aber in diesem Winter standen die Zeichen schlecht. Und so werden sich die Skisprungfans weltweit auf eine neue Vierschanzentournee einstellen müssen – auf einen Vierkampf ohne Publikum vor Ort und eine Wettkampfserie, die neben sportlichen und organisatorischen nun auch speziellen hygienischen Anforderungen gerecht werden muss. Aber: Wie in der Vergangenheit auch zeigten sich die Organisatoren in Österreich und Deutschland den Aufgaben gewachsen, die Tournee wird beginnen, wie sie fast immer begann – in Oberstdorf. Nur bei der Erstauflage war das Neujahrsspringen in Partenkirchen zuerst dran, erst dann ging es auf die Schattenbergschanze, dann nach Innsbruck und final nach Bischofshofen. Weshalb die Allgäuer für sich ja reklamieren können, als einziger Tourneeort zwei Springen in einem Jahr ausgetragen zu haben, eins am 4. Januar und das andere am 31. Dezember 1953.

Favoritenfeld bei der Vierschanzentournee so groß wie selten zuvor
Wohl noch nie war die Zahl möglicher Tourneesieger so groß, wie zur 69. Auflage. Da wäre natürlich Norwegens derzeitiger Überflieger Halvor Egner Granerud, der das erste Trimester des Winters dominierte. Da wären Kamil Stoch und Vorjahressieger Dawid Kubacki aus Polen zu nennen, Graneruds Landsmann Robert Johansson, der Slowene Anze Lanisek, die Österreicher um Vorjahres-Gesamtweltcupsieger Stefan Kraft oder Stefan Huber und natürlich auch die Deutschen mit Markus Eisenbichler an der Spitze. „Unser Ziel ist es, um den Gesamtsieg mitzuspringen“, hatte Bundestrainer Stefan Horngacher vor der Tournee verkündet und nichts weniger als dieses Ziel bestimmt auch die Erwartungshaltung der vielen Fans zwischen Ahlbeck und Zwiesel. Es wäre auch an der Zeit, der letzte deutsche Tourneesieg liegt inzwischen nämlich schon fast 20 Jahre zurück, es war der legendäre Grand Slam von Sven Hannawald aus dem Winter 2001/02, der dem jetzigen ARD-Experten das Privileg verlieh, als erster Springer überhaupt im Rahmen einer Tournee auf allen vier Schanzen den Platz auf dem obersten Treppchen erklommen zu haben.
Karl Geiger – die unbekannte Größe
Zum ersten Mal in der Tourneegeschichte gibt es im DSV-Team eine unbekannte Größe. Denn ausgerechnet Skiflugweltmeister Karl Geiger, vor drei Wochen in Planica zum König der Flieger gekrönt, steht in Sachen Tourneestart zwischen Baum und Borke. Und auch das hat wieder mit der unsäglichen Pandemie zu tun. Geiger wurde kurz nach Ende der Skiflug-WM positiv auf Corona getestet, musste in Quarantäne und verpasste den Weltcup in Engelberg. Eine vernünftige Vorbereitung auf die Tournee war ebenso unmöglich wie normale Weihnachtsfeiertage in der Familie. Für Geiger reicht es zum Tourneestart in Oberstdorf – ob der Oberstdorfer schon wieder in der Form ist, die er in Slowenien unter Beweis stellen konnte, wird sich zeigen. Und so birgt die 69. Auflage vor ihrem Start wieder einmal viel mehr Frage- als Ausrufezeichen. Naja, zumindest in dieser Beziehung unterscheidet sie sich damit nicht von ihren 68 Vorgängeri

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