Mit dem Rennen seines Lebens kombiniert sich der Oberstdorfer in den Olymp
Dieses Rennen war ein Triumpfmarsch. Wie ein epochales Werk, aufgeführt ausgerechnet von einem, der auf den Namen Geiger hört. Vinzenz Geiger, der 24 Jahre alte Oberstdorfer, spielte virtuos mit der Konkurrenz. Dem zügigen Auftakt in der Loipe folgte zwischen Kilometer drei und sieben ein Intermezzo, bei dem er die Konkurrenz im Glauben lies, die Musik an der Spitze würde ohne ihn gespielt. Was dann aber zu bestaunen war, war ein Finale furioso. Das hätte wohl auch Teufelsgeiger Niccolo Paganini vom Sitz gerissen. Vinzenz Geiger hat mit seinem unwiderstehlichen Tempospiel die Konkurrenz auf den letzten Metern zu Stehgeigern deklassiert.
Grüße gehen raus
Allerdings: Der Olympiasieger aus dem Allgäu hielt, im Ziel nach Minuten der Erschöpfung endlich wieder bei Luft und Stimme, gar nichts von einem Auftritt als Solist. Sondern lobte das Orchester. Zunächst die Jungs aus der Wachskabine. Die hatten dem Star-Geiger für den Tag seines größten Erfolges nämlich Skier präpariert, die man getrost als Stradivari unter den schmalen Latten bezeichnen durfte. „Ich hatte noch nie so gutes Material, danke Jungs“, erklärte Vinzenz Geiger überglücklich gleich nach dem Rennen. Und dachte anschließend sofort daran, dass das Orchester für das Olympische Konzert gar nicht vollzählig versammelt war.
Gleich vier der sieben besten Solisten mussten Corona-bedingt zuschauen. Und so gingen die ersten Grüße an den Terence und den Eric. Die ja isoliert von der Mannschaft nur zuschauen durften. Er habe, so der neue Champion nach dem Rennen, im Vorfeld des Wettkampfs sicherlich ein paar Schwierigkeiten gehabt. Aber das sei nix gegen die Isolation, in der seine Teamkollegen steckten. Deshalb sei er in Gedanken oft bei den beiden Mannschaftskameraden.
Das Quartett mit Vinzenz Geiger
Vielleicht hofft Vinzenz Geiger ja, dass das Orchester spätestens zum Staffelwettbewerb am 17. Februar wieder vollständig aufspielen kann. Dann könnte das Quartett nämlich an einer weiteren, der inzwischen zahlreiche Strophen umfassenden, Erfolgs-Musik unter dem Arbeitstitel „Medaillenjagd im Schnee“ weiterbasteln. Geiger selbst wird es schon zwei Tage zuvor wieder versuchen, wenn es als Solist auf die Großschanze und anschließend wieder auf die 10-Kilometer-Schleife geht. Immer dabei sein wird übrigens der Dirigent des Erfolgsorchesters, Bundestrainer Hermann Weinbuch. Der hat schon viele Kombinations-Künstler auf der großen Olympischen Bühne erlebt, die Edelmetall ergattern konnten. Ronny Ackermann, Marcel Höhlig, Jens Gaiser, Tino Edelmann, Björn Kircheisen, Fabian Rießle, Georg Hettich, Johannes Rydzek oder eben Eric Frenzel. Ein Teufels-Geiger als Einzelsieger war allerdings noch nicht darunter.
