So sieht er aus, der Trainingstag einer alpinen Skirennläuferin im Sommer: Keine Pause bei hohen Temperaturen, stattdessen Gletschertraining im Wallis.
Uhrzeit ⌚️ | Trainingsplan | Einheit 📌 |
3.50 | Aufstehen & Mobilisation |
4.15 | Frühstück |
5.05 | Zu Fuß zur Gondel gehen |
5.15 – 6.00 | Gondel- und Zugfahrt auf den Gletscher |
6.00 – 10.00 | Aktivierung, Einfahren, mehrere Fahrten in gestecktem Lauf |
10.00 – 11.00 | Rückfahrt mit Gondel und Zurücklaufen zum Hotel |
11.10 – 11.40 | Ca. 20 – 30 min Ausradeln, Dehnen |
12.00 – 12.40 | Mittagessen |
Schlafen, Physiotherapie, Materialcheck mit Skitechniker, Lernen, … | |
15.00 – 17.00 | Konditionstraining/Ausdauertraining/Koordinationstraining |
Videoanlayse, Physiotherapie, Duschen, … | |
18.30 – 19.15 | Abendessen |
19.15 – 19.30 | Teamsitzung |
19.30 | Evtl. Physiotherapie, freie Gestaltung, individuelles Schlafengehen |
Wir – das heißt, die Athletinnen und Betreuer der Damen-Nationalmannschaft Alpin – sind bereit für einen weiteren Trainingstag im Wallis. Es ist Mitte August, in Deutschland liegen die Temperaturen oft bei über 30 Grad. Das Weltcup-Team macht aber keine Pause im Sommer, sondern hat sich vor einigen Tagen schon auf den Weg zum Trainingslager in die Schweiz gemacht. Für beste Schnee- und Trainingsbedingungen, heißt es beim sommerlichen Gletschertraining früh aufzustehen. Dass der Wecker da bereits oftmals um 3.50 Uhr klingelt, gehört für das gesamte Team, Aktive, Trainer und Betreuer mittlerweile zur Routine. Was wiederum nicht bedeutet, dass dies immer leichtfällt. Hin und wieder hadern auch wir mit dem frühmorgendlichen Klingeln des Weckers und würden uns am liebsten nochmal umdrehen. Doch die morgendliche Aktivierung und Mobilisation – meist auf dem Gang – sowie das Frühstück lassen sich nicht verschieben. Gestärkt durch ein Müsli mit Joghurt, Obst und Nüssen geht es um kurz nach fünf Uhr mit einem großen Rucksack und geschulterten zwei Paar Ski zu Fuß zur Gondel. Im Team fahren wir gemeinsam mit den Gondeln auf den Gletscher und werden dabei auch langsam immer munterer. Spätestens wenn wir gegen 6.00 Uhr aus der Bergstation treten, wissen wir wofür: mit einem wunderschönen Sonnenaufgang und traumhaften Panorama wird jeder von uns für das frühe Aufstehen belohnt und die Müdigkeit ist dann vollends vergessen.
Gletschertraining auf über 3.000m
Von nun an heißt es für etwa vier Stunden volle Konzentration auf das Skitraining. Nach einem kurzen Aufwärmen steht das freie Einfahren auf dem Programm, um sich optimal auf die späteren Fahrten durch einen von den Trainern gesteckten Lauf vorzubereiten. Zwischen den Läufen bekommen wir regelmäßig Feedback von den Trainern. Dazu werden auch mal vorherige Läufe direkt über das Tablet angeschaut. Mit zunehmender Anzahl der Läufe jenseits der 3.000 Meter Marke ist die Erschöpfung in Körper und Kopf zu spüren. Gegen 10.00 Uhr geht es dann für die meisten zurück zum Hotel.
Wenn man gegen kurz vor 11.00 Uhr an der Talstation ankommt, wird man sich wieder bewusst, dass es eigentlich Sommer ist. Die meisten Menschen verbringen diese Zeit wohl eher am See anstatt auf Schnee. Um als Skifahrer im Winter erfolgreich zu sein, muss man aber auch während der Sommermonate regelmäßig auf Schnee trainieren. Selbstverständlich kommt in dieser Trainingszeit das Kondi- und Krafttraining nicht zu kurz. Bereits am Nachmittag steht eine Einheit dazu auf dem Programm. Vor dem Mittagessen um 12.00 Uhr heißt es nochmal für ca. 20 – 30 Minuten selbstständig auf einem der Indoor Bikes ausradeln und dehnen. Gerne auch im Freien, um das tolle Panorama und den Sonnenschein zu genießen.
Kraft, Kondition und Materialabstimmung
Nach der Stärkung bleibt bis zur nachmittäglichen Trainingseinheit (15.00 – 17.00 Uhr) Zeit zur freien Gestaltung. Diese wird zum einen dafür genutzt, um bei den Skitechnikern im Skiraum vorbeizuschauen. Dabei wird über die Materialabstimmung oder das Feintuning diskutiert. Zum anderen steht ein kurzer Regenerationsschlaf an, um für die zweite Einheit fit zu sein. Mit fortschreitendem Aufenthalt in der Höhe kann es passieren, dass dieser zunehmend länger ausfällt. Ein Teil von uns schaut bei Bedarf noch bei unseren Physiotherapeutinnen auf der Behandlungsbank vorbei. Der andere Teil wird nach dem Nachmittagstraining behandelt.
Bei der zweiten Trainingseinheit handelt es sich um Konditions, Ausdauer- und/oder Krafttraining. Dabei erweisen sich unsere Trainer stets als sehr kreativ. Für die Koordinationsleiter finden sie immer wieder neue Übungen und knifflige Abläufe. Auch die nahegelegenen Berge lassen sich perfekt in unser Training einbauen. So kann es durchaus passieren, dass wir im Rahmen von einer Ausdauereinheit einen der schönen Gipfel um Saas-Fee bei einer Bergtour erklimmen. Nicht zu vergessen ist die Videoanalyse. Vor und nach dem Abendessen werden die morgendlichen Läufe zu zweit mit einem Coach am Laptop angeschaut und besprochen.
Als Tagesabschluss findet nach dem Abendessen gegen 19.30 Uhr noch unsere tägliche Teamsitzung statt. Hierbei wird unter anderem der Ablauf des kommenden Tages besprochen. Anschließend ziehen sich die meisten nach und nach auf ihre Zimmer zurück. Denn auch in den kommenden Tagen gilt es, fit und möglichst optimal regeneriert für die nächsten Trainingseinheiten zu sein. Ganz nach der Prämisse: Nach der Saison ist vor der Saison.