Die vier Jungs wirkten ein wenig gehetzt. Eigentlich wollten sie noch etwas feiern. Aber es ging weiter, immer weiter.
Der Medienmarathon nach der Siegerehrung dauerte und dauerte. Nach dem ersten Fernsehinterview ging es auf die zweite TV-Couch, dann Radio, Einzelinterviews für die Zeitungen, noch mal das Fernsehen – und im Deutschen Haus wurde allmählich das Bier warm. Positiver Nebeneffekt: Andreas Wellinger bekommt seine drei Medaillen inzwischen auch mit geschlossenen Augen in die dazu passenden Verpackungen, das hat er nun oft genug geübt. Der Traunsteiner ist inzwischen in Korea einer der Stars der Spiele. Herrschte auf dem Weg zur Siegerehrung nach dem Springen von der Großschanze noch ehrfurchtsvolles Schweigen, stieg der Jubel- und Kreischalarm insbesondere bei jüngeren Koreanerinnen nach Silber von der Großschanze und insbesondere nach dem Teamspringen in Justin-Biber-Dimensionen.
Trainingseifer statt Dauer-Feierlichkeiten
Zum Feiern kamen die DSV-Adler übrigens doch noch. Allerdings verlief die Party nicht ausschweifend wie noch am Tag zuvor, als Markus Eisenbichler einen Schuhplattler auf der Bühne zelebriert hatte und Bundestrainer Werner Schuster einer Champagnerdusche nicht ausweichen konnte. Schuster hatte nach dem Teamerfolg schlauerweise gleich Wechselwäsche ins Deutsche Haus mitgebracht, überstand die Fete anschließend ohne weitere Bekleidungsunfälle. Und auch der Trainer ging im Gegensatz zur Schanze bei der Feier nicht aufs Ganze. Den für ihn wie auch für seine Jungs war auch im Moment des großen Triumpfes klar: Der Olympiawinter ist noch nicht zu Ende.
Ein Skisprung Höhepunkt jagt für Wellinger und Freitag den nächsten
Man kann sich nur schwer vorstellen, wie es der Weltelite gelingen kann, immer wieder die Motivation zu finden, um auch das nächste Event mit Hochspannung anzugehen. Denn gerade dieser Olympiawinter ist fast schon überfrachtet mit Top-Ereignissen. Die Vierschanzentournee gehört bei jedem Skispringer zum kleinen 1×1 der Highlights. In diesem Winter aber kamen gleich noch mehrere dazu. Zum einen stand da für jeden Aktiven persönlich der Kampf um die Olympia-Qualifikation. Die Norm zu erreichen ist bei der großen Zahl von Top-Springern wahrlich keine Kleinigkeit. Dann folgte die Skiflug-WM. Aus deutscher Sicht nicht nur irgendein Zwischenstopp nach der Tournee und vor den Spielen. Denn die Titelkämpfe in Oberstdorf waren nun einmal Wettbewerbe im eigenen Land und mit einer besonderen Verpflichtung sich selbst, aber auch dem Publikum und den Gastgebern gegenüber. Dann waren da die Spiele selbst und nun folgt die Revanche in Lahti und anschließend die Raw-Air-Tour durch Norwegen. Die will auch kein Athlet weglassen, alleine das ausgelobte Preisgeld gilt da schon als Ansporn. Die Reise durch das Land der Fjorde und Trolle wäre somit schon das vierte Highlight dieses Winters. Kein Wunder, dass die Erfolgstruppe von Werner Schuster auf weitere Eindrücke von den Spielen weitestgehend verzichtete und schon am Donnerstag die Heimreise antritt. Zuvor stand schon wieder Training auf dem Programm. Denn es geht weiter, immer weiter.
Weltcupfinale beschließt Mammut-Saison
Und da ist ja auch noch der Gesamtweltcup. Richard Freitag und Andreas Wellinger haben noch alle Chancen auf die große Kristallkugel. Was allerdings nach sich zieht, dann auch die letzte Springerreise der Saison anzutreten. Die führt nach Planica. Und auf dem Riesenbakken am Fuße des Triglav findet dann endgültig eine Saison ein Ende, die so viele Highlights vorzuweisen hatte, wie noch keine vor ihr.