World Team Challenge: Franziska Preuß und Simon Schempp stürmen in Ruhpolding auf Platz 2
Es ist jetzt nicht so, als wären sich Simon Schempp und Franziska Preuß in diesem Winter in Ruhpolding zum ersten Mal über den Weg gelaufen. Immerhin sind die beiden Weltklasse-Biathleten schon seit geraumer Zeit auch privat ein Paar. Aber spätestens seit Ende November gingen beide zumindest sportlich getrennte Wege – sie im Weltcup, für den sich Franzi qualifiziert hatte, er dagegen prügelte daheim als Solist die Kilometer herunter, weil sich Simon nicht in der Weltcupmannschaft etablieren konnte. Ob das auch privat zu Spannungen geführt hat? Nimmt man die World Team Challenge als Maßstab, so kann man das getrost verneinen. Denn der Familienbetrieb Schempp/Preuß lief und schoss, wie sich das in guten Beziehungen gehört – erstklassig.
Heimspiel im Chiemgau
Vielleicht lag es auch an den äußeren Umständen. Statt auf Schalke gab es für das Duo ein echtes Heimspiel, denn pandemiebedingt wurde das Einladungsrennen ja nach Ruhpolding verlegt. Ganz in der Nähe befindet sich auch der Lebensmittelpunkt der beiden, also kannte man Strecke und Schießstand besser als die meisten anderen Teams und auch der starke Schneefall war weder für die 26-Jährige, noch für ihren sechs Jahre älteren Partner eine unbekannte Größe. Lediglich die Tatsache, dass weder von den Tribünen noch an der Strecke auch nur ein Zuschauer die Sportlerinnen und Sportler anfeuerte, war in Ruhpolding, ansonsten ein Publikumsmagnet im Biathlon-Zirkus, komplett ungewohnt. Das roch nach Trainingsatmosphäre – und die wiederum kannten die beiden Bayern nur zu gut.

Jahresabschluss macht Lust auf mehr
Am Ende reichte es für das Duo aus dem Chiemgau zu Platz 2 – wie schon 2018 – diesmal hinter dem überraschend starken russischen Paar Evgenija Pavlova und Matvej Elisejev. Aber die Lauf-Form stimmte und auch am Schießstand zeigten beide gute Nerven. Das macht Appetit auf mehr im kommenden Kalenderjahr. Dann aber wird man nicht in Ruhpolding Station machen, denn der Weltcupzirkus zieht in diesem Winter an den Bayerischen Alpen vorbei, statt der traditionsreichen Reihenfolge Oberhof – Ruhpolding – Antholz sind anno 2021 die Thüringer gleich an zwei Wochenenden Gastgeber der besten Skijäger, weil in nicht allzu ferner Zeit die WM am Grenzadler ausgetragen wird. Aber die World- Team-Challenge war ein schönes Trostpflaster, für Preuß und Schempp auch noch mit ein paar Euro Preisgeld versilbert und verbunden mit der Gewissheit, dass die Formkurve nach oben zeigt und der häusliche Frieden weder von ihr noch von ihm ernsthaft in Gefahr gebracht worden ist.